Fuchs gegen tote Maus

■ Vom Unterschied zwischen schrecklich und tragisch: Das Stück „Kleine Schwester Kaninchen“ im Fundus Theater

Es ist eins von diesen Stücken, bei denen man einfach noch mal klein sein will. Es ist so weich und kuschelig. Und ziemlich aufregend. Jedenfalls, wenn man noch so ungefähr vier Jahre alt ist. Dann, so ließ sich trefflich beobachten, sitzen Mädchen und Jungen schon nach ein paar Minuten rot glühend auf der Stuhlkante oder auf elterlichem Schoß und ballen die Fäuste.

Kleine Schwester Kaninchen vom Tandera Theater, das jetzt im Fundus Theater Premiere hatte, berührt die Erlebniswelt der Kinder sehr nah: Die Eltern Kaninchen gehen auf Möhrenfang, und der ältere Bruder muss auf sein Schwesterchen aufpassen. Klar, dass die nicht so will wie er. Und auch klar, dass er sich ständig breitschlagen lässt, ihren Wünschen zu folgen. Rausgehen, rutschen, Löcher buddeln und vieles entdecken: das eigene Spiegelbild im Teich erkennen, Schmetterlinge necken, in den Brunnen spucken und das Echo abwarten, Verstecken spielen. Und zwischendurch mit Irritationen fertig werden: Wie gefährlich ist Gefahr? Und was ist Gefahr? Und was ist vielleicht schrecklich, aber nicht tragisch?

In den Momenten der Entscheidung geht es hoch her im Saal. Eine tote Maus, die das Kaninchen aus dem Sand zieht, wird lapidar zur Kenntnis genommen. Aber als die Silhouette des Fuchses auftaucht, lassen sich Angstrufe vernehmen und ebenso der Wunsch, den Fuchs noch mal zu sehen.

Gabriele Parnow-Kloth führt die Stoffhasen ruhig durch die Welt eines trickreichen, multifunktionalen Pappmascheeturms, den sie als Kaninchenbau von innen bespielen kann oder als Spielwiese von außen. Gut 40 Minuten währt das Spiel unter der Regie von Kathrin Thiele, in dem die Spielerin, obwohl offen sichtbar, neben ihren kleinen Karnickeln ganz verschwindet: Die Kraft der Puppen, die Umgebung vergessen zu machen, entfaltet sich also auch bei Erwachsenen.Oliver Törner

nächste Aufführung: Sa., 16 Uhr, Fundus Theater, Tel. 250 72 70