Friedensgebete in der Moschee

■ Gemeinsames Friedensgebet in der Fatih Moschee in Gröpelingen: „Greift nicht zur Gewalt, denn Gott liebt nicht die Gewalttätigen.“ Muslime und Christen wollten Signal gegen Gewalt setzen

„Die Anschläge in den USA haben bei uns Muslimen Entsetzen und Trauer ausgelöst“, sagt Mustafa Yavuz von der Fatih Moschee. Mit einem gemeinsamen Friedensgebet wollten gestern Christen und Muslime ein Zeichen setzen gegen Gewalt und Hass und für den Frieden. An die 100 Meenschen, darunter auch einige Frauen, nahmen an dem interreligiösen Ereignis teil. Elvira Noa, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, richtete ihre Grüße aus. Sie konnte wegen einer parallelen Veranstaltung in der Synagoge nicht kommen. Am Abend sollte in der Bremer Synagoge der Terroropfer gedacht werden.

Prediger Yavuz steht auf einem mit Schnitzwerk verzierten Holzturm, einer Art Kanzel, vor deren Treppe ein grüner Vorhang hängt, in der Farbe des Propheten. Unter der Kuppel der Moschee prunken goldene arabische Schriftzüge. Yavuz singt eine Sure aus dem Koran, dann sagt er: „Zusammen mit der Weltgemeinschaft zeigen wir unsere Solidarität mit den Opfern. Das zentrale Recht im Islam ist das Recht auf Leben – Gewalt kann kein Markenzeichen des Islam sein.“ Leider werde der Islam mit der abscheulichen Tat in den USA in Verbindung gebracht. „Doch die, die solche Verbrechen begehen, verlassen Allahs Weg und haben sich außerhalb aller menschlichen und göttlichen Gesetze gestellt.“ Viele Nichtmuslime fühlten sich vom Islam und den Muslimen bedroht, deswegen rief Yavuz die Muslime auf: “Sucht Kontakt zu unseren nichtmuslimischen Brüdern und Schwestern – Allah möge uns alle, alle Menschen, vor solchen terroristischen Anschlägen schützen und uns allen den Frieden bescheren.“

Der Gemeinde-Iman, Sükrü Kural fügte hinzu: „Heute möchten wir unseren gemeinsamen Gott um Frieden anbeten. Der Hass und die Gewalt dürfen nicht die Oberhand gewinnen.“ Ahmet Özden, der Vorsitzende der Islamische Föderation Bremen sagte: „Der Islam verurteilt jede Art von Terror. Diese Fanatiker bringen eine ganze Religion in Verruf!“

Danach sprach Pfarrer Michael Wehrmeyer von der Katholischen St. Nikolaus-Gemeinde ein Gebet: „Stärke den Willen derer, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen und schenke den politisch Verantwortlichen den Blick für das rechte Maß.“ Pastor Heinrich Kahlert, der Islambeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche, fügte hinzu: „Hier Christen, da Muslime, das kann es nicht mehr geben.“

Danach war Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD) an der Reihe. Er richtete im Namen der Bremer Bürgerschaft seine Verbundenheit aus und lobte: „Bremen ist beispielhaft für das Zusammenleben verschiedener Religionen.“ Dann gab er zu bedenken, dass „so etwas wie in den USA nicht wieder passieren darf.“ Jetzt müsse Besonnenheit walten.

Am Ende kam auch noch Mehmet Kilinc, der stellvertretende Direktor des Zentralinstituts Islam-Archiv Deutschland, zu Wort: Er zitierte zur Einleitung aus dem West-Östlichen Diwan von Goethe: „Wenn Islam Gottergebenheit heißt, leben wir dann nicht alle im Islam?“ – sodann verurteilte er das Attentat in Amerika: „Wir alle müssen den Monstern, die das vollbracht haben, zeigen, dass die Saat, die sie säen, nicht fruchten wird.“ Er gab aber auch zu bedenken: „In den USA wurden schon 100 Moscheen und andere islamische Einrichtungen angegriffen. Das schmerzt, weil die unschuldig Angegriffenen doch die Gewalt, die böse Tat genauso ablehnen wie die Angreifer.“

Zum Abschluss zitiert der Iman in der Fatih-Moschee noch einmal eine Sure aus dem Koran: „Wer einen Menschen tötet, der tötet die ganze Menschheit – wer einen Menschen rettet, der rettet die ganze Menschheit.“

Tom Brägelmann