Für die Zigarre danach

Afred Naudzus baut in Schleswig-Holstein „Glotha Tabak“ an. Der Tabak schmeckt mittelmäßig, ist aber exotisch  ■ Von Uwe Rehbehn

Goldgelbe Tabakblätter aus Schleswig-Holstein, das klingt exotisch. Etwa 20 Landwirte zwischen Elbe und Dänemark bauen auf insgesamt 180 Hektar Fläche Tabakpflanzen für die Zigarettenindustrie an. Einer dieser Bauern ist Alfred Naudzus aus Klein Vollstedt, der auf zirka 60 Hektar jährlich etwa 1000 Doppelzentner der Sorte „Glotha“ erntet und an einen Großhändler in Hirschberg bei Karlsruhe verkauft. Die Tabakernte läuft zurzeit auf vollen Touren. Landesweit werden im Norden jeweils zwischen 300 und 400 Tonnen Tabakblätter geerntet.

Seit 1945 baut der Familienbetrieb Naudzus zwischen Neumüns-ter und Rendsburg Tabak an. Zunächst nur die Großeltern im Garten für den Eigenbedarf, später zunehmend für die Zigarettenindus-trie. „Natürlich kann man nicht nur auf diesem einen Bein stehen“, sagt der 38-jährige Landwirt, der während der Tabakernte acht polnische Arbeiter beschäftigt. In seinem Betrieb werden Weizen, Roggen und Mais poduziert. Außerdem hält er auch Schweine, denn der Anbau von Tabak ist risikoreich und stark von der Witterung abhängig.

In guten Jahren erntet der vermutlich nördlichste Tabak-Anbauer Naudzus schon mal 24 Doppelzentner Tabak pro Hektar von seinen Feldern, in schlechten Jahren kann der Ertrag auf 15 Doppelzentner sinken. „Die schwersten Schäden, die eintreten können, sind Hagelschlag und Bodenfrost - wie etwa 1972. Da wurde durch plötzlichen Bodenfrost im August fast die ganze Ernte zerstört“, erklärt der Landwirt.

Bis Ende Oktober dauert die Tabakernte. Zwischen Aufzucht der zarten Pflanzen im Gewächshaus, Stecken der Setzlinge, Ernten, Sortieren, Trocknen in eigenen Öfen und schließlich Verpacken der goldgelben Blätter vergehen sieben bis acht Monate. Der Abtransport zum Großhändler erfolgt unter den strengen Augen des Zolls, der die Ware komplett wiegt und verplombt.

Über Erzeugerpreise mag keiner der Tabakanbauer reden, doch wird der „Exot Tabak“ von der EU mit etwa 5 -6 Mark je Kilo subventioniert.

Der Geschmack des in Schleswig-Holstein erzeugten Tabaks ist nach Ansicht von Naudzus „eher mittelmäßig“.

Allerdings sind Nikotin- und Teergehalt relativ niedrig. „Darum eignet sich unser Tabak bestens zum Untermischen bei der Herstellung kräftiger Orienttabake“, lobt Naudzus die „Glotha“. „Ich bin Landwirt aus Leidenschaft und liebe meinen Beruf“, betont Alfred Naudzus, „ganz besonders stolz bin ich allerdings auf unsere Tabakzucht, weil sie etwas Exotisches und Extravagantes hat“.