Das FBI unter Druck

Noch nie stand die US-Bundespolizei vor einer derartigen Aufgabe. Noch nie hatte sie so eine Chance, ihren schlechten Ruf wieder zu verbessern. Oder vollends zu ruinieren

BERLIN taz ■ Sie haben es mit der Ermordung von John F. Kennedy zu tun bekommen und mit der von Martin Luther King. Sie mussten den Anschlag von Oklahoma City aufklären und den auf das World Trade Center von 1993. Dennoch stand das „Büro“, wie die Bundespolizei FBI genannt wird, nie vor einer solchen Aufgabe: „Allein das Flugzeug, das ins Pentagon raste, hätte die Kapazitäten umgehauen“, sagt der Ex-FBI-Agent Lewis Schiliro.

Diesmal geht es nicht einfach darum, Täter vor Gericht zu bringen: „Von der Arbeit des Büros wird wesentlich abhängen, wohin die USA ihre Waffen richten“, sagt Eric Holder, Vizejustizminister unter Clinton. So lastet auf den Polizisten um Direktor Robert Mueller ungeheurer Druck. Gleichzeitig haben sie die Chance, Pleiten wettzumachen. Kritiker gibt es genug, nicht erst seit im Frühjahr ein FBI-Agent als Spion Moskaus enttarnt wurde und das FBI zugeben musste, dass es den Anwälten des Bombenlegers von Oklahoma City, Mc Veigh, Akten vorenthalten hatte. Dies alles sind aber noch Kavaliersdelikte gegen die Tatsache, dass das FBI vom Terror der vergangenen Woche völlig überrumpelt wurde. Das Büro könne jetzt mal zeigen, was es draufhabe, meckert Senator Charles Grassley von den Republikanern.

Das Büro weiß das: Über 4.000 Agenten sind im Einsatz. Sie müssen eine ungeheure Menge von Informationen verarbeiten. Schon 48 Stunden nach den Angriffen gab es 22.500 telefonische Hinweise. Würde ein entscheidender Hinweis durchrutschen – Senator Grassley und seine Kollegen hätten wohl ziemlich wenig Verständnis. LÖW