Luftentwarnung

Wenigstens Gesundheitsrisiken durch Asbest, Dioxine und Staub bleiben den New Yorkern offenbar erspart

BERLIN taz/dpa ■ Nur ganz kurz setzte Bürgermeister Rudolph Giuliani am Unglücksort den Mund- und Nasenschutz ab, um in die Kameras zu sprechen. Die Angst vor Luftschadstoffen wie Dioxinen und Asbest ist akut und allgemein. Tatsächlich wurden in den vergangenen Tagen erhöhte Belastungen gemessen, die Polizei gab Warnhinweise.

Experten allerdings rätseln, woher die erhöhte Asbestbelastung rührt. Das World Trade Center war eines der ersten Bauwerke weltweit, deren Tragwerk nicht mit Asbest ausgeschäumt wurde. Dies bestätigte der Verband beratender Ingenieure, der die Bauunterlagen eingesehen hatte, in der New York Times. Die Ingenieure vermuteten asbesthaltige Bodenbeläge als Ursache für die Konzentration.

„Rund um die Uhr messen wir die Schadstoffbelastung“, erklärte Christie Whitman, Leiterin der amerikanischen Umweltbehörde EPA. Keine der gefürchteten Substanzen, darunter auch Blei, das früher Farben beigemischt wurde, überschreite bislang die Grenzwerte. Und Bürgermeister Giuliani beruhigte die New Yorker, dass Asbest der Lunge sowieso nur bei lang anhaltender Einwirkung schade.

Auch eine weitere zunächst für möglich gehaltene Gefährdung scheint ausgeschlossen: abgereichertes Uran. Bis 1982 wurden im Flugzeugtyp Boeing 747 bis zu einer Tonne in den Rudern verbaut. Unter starker Hitze wird Uranoxid frei, das Krebs erregen kann. Boeing-Sprecher Heinrich Grossbongardt erklärte jedoch gegenüber „Spiegel-online“, dass bei den Attentatsflugzeugen kein abgereichertes Uran eingesetzt worden sei.

Am wenigsten gefährlich sind nach Expertenmeinung die Staub- und Ascheteilchen, die sich nach dem Anschlag über ganz Südmanhattan gelegt haben. „Lungen, Rachen und Nase werfen große Partikel wieder aus“, so Mark D. Siegel, Direktor des Yale New Hospitals. Aus den Krankenhäusern hieß es, nur wenige der eingelieferten Patienten hätten Atemprobleme.

Trotz der Entwarnung rät die EPA, die Atemmasken weiter zu tragen. Allein für die Helfer habe man ein Depot mit 10.000 Papierfilter-Masken und 5.000 Spezialmasken gegen kleinste Partikel angelegt. NICK REIMER