PALÄSTINA UND ISRAEL BEWEGEN SICH AUFEINANDER ZU
: Kein Frieden ohne Krieg

Vor zehn Jahren stellte sich PLO-Chef Jassir Arafat an die Seite des irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Diese Rückendeckung für den Irak im Golfkrieg kam Arafat teuer zu stehen. Er hatte es sich mit Kuwait und Saudi-Arabien, mit Ägypten und Jordanien verscherzt. Europa und Amerika wollten ohnehin nichts mehr von ihm wissen.

Inzwischen scheint Arafat dazugelernt zu haben. Auf keinen Fall will er den alten Fehler wiederholen und sich noch einmal der falschen Koalition anschließen. Nach den Terrorangriffen auf das World Trade Center und das Pentagon beeilte er sich mit der Verurteilung des Terrors, fand sich gar als erster Freiwilliger zur Blutspende für die Opfer ein – und rief nun zur Waffenruhe auf. Es ist nicht die erste, seitdem die Intifada vor genau einem Jahr begann. Aber diesmal stehen die Chancen besser, dass die Gewalt auch tatsächlich ausgesetzt wird.

Allerdings reicht dafür Arafats Ankündigung einer Waffenruhe nicht aus, denn schon erklärten Hamas und Dschihad, dass sie sich nicht daran halten. Will Arafat weitere Anschläge verhindern, wird er einige der Aktivisten verhaften lassen müssen. Problematisch ist dabei, dass die palästinensischen Sicherheitsdienste nur noch bedingt die Lage kontrollieren. Verhaftungen lassen sich nur noch durchführen, wenn sie von der Bevölkerung getragen werden.

Die euphorischen Freudenbekundungen in Ostjerusalem und in Nablus, wo Palästinenser den Terror in den USA mit der Verteilung von Süßigkeiten feierten, mögen nicht repräsentativ sein für die Meinung des Volkes. Dennoch haben die Ideologien von Hamas und Dschihad, die um das ganze Land kämpfen, also inklusive Israel, in den vergangenen Monaten viele neue Anhänger gefunden.

Dennoch: Es mag zynisch klingen, aber die Terroranschläge in Amerika könnten eine Wende für den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern bedeuten. So jedenfalls war es im Golfkrieg: Damals blieb Arafat kein anderer Ausweg, als der ersten nahöstlichen Friedenskonferenz in Madrid zuzustimmen. SUSANNE KNAUL