Millitärsatelliten werden neu positioniert

Hightech-Aufklärungssatelliten sollen bei der Terroristenbekämpfung helfen. Die geheimen Spähposten im All können noch zehn Zentimeter große Gegenstände auf dem Erdboden erkennen. Selbst Tarnungen sind oftmals nutzlos

Die Radarstrahlen können Wolkenfelder oder Tarnungen durchdringen

Hunderte Milliarden von Dollar geben die USA jährlich für Aufklärung und Spionage aus. Aber auch damit konnten die terroristischen Anschläge auf New York und Washington nicht verhindert werden. Auch ist der genaue Aufenthaltsort des seit Jahren gesuchten Ussama Bin Laden offenbar immer noch nicht bekannt. Nun soll modernste Aufklärungstechnologie wenigstens dabei helfen, den angekündigten „Kreuzzug gegen den Terrorismus“ erfolgreich zu führen.

In den letzten Tagen sind US-Militärsatelliten auf die verstärkte Beobachtung von Afghanistan ausgerichtet worden, meldete die BBC. Eine Kriegsprozedur: Militärsatelliten, die im Gegensatz zu den meisten zivilen Satelliten über größere Mengen Treibstoff verfügen, werden nur in Ernstfällen in neue Umlaufbahnen gebracht.

Die Technologie von US-Militärsatelliten gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen überhaupt. Die Stückkosten pro Satellit liegen zum Teil bei mehr als einer Milliarde Dollar. Bekannt ist, dass Satelliten wie die vom Typ „KH“ oder „Big Bird“ mit ihren hochgezüchteten Instrumenten noch aus mehreren hundert Kilometer Höhe optische oder Infrarot-Aufnahmen mit einer Auflösung von etwa zehn Zentimetern liefern können. Sie benötigen allerdings einen freien Himmel. Satelliten vom Typ „Lacrosse“ dagegen nutzen eine komplizierte Radartechnologie, die Synthetic-Aperture-Radar-Technik (SAR), zur Bilderstellung. Ihre Instrumente erreichen zwar eine weniger gute Auflösung, die Radarstrahlen können jedoch Wolkenfelder oder Tarnungen durchdringen. Andere Satelliten aus der Kategorie „Sigint“ (Signal Intelligence) hören Radio- und Satellitenkommunikation ab.

Die Daten werden von verschiedenen US-Nachrichtendiensten verarbeitet. Die Nima (National Imagery and Mapping Agency) etwa, das „Auge der USA“, erstellt aus Satellitenaufnahmen extrem genaue und ständig aktualisierbare Landkarten oder digitale 3-D-Bildsequenzen, mit denen Befehlshaber Armeeeinheiten praktisch vom Computer aus dirigieren können.

Die National Security Agency (NSA) dagegen sammelt sämtliche Kommunikationsdaten – von Funk über Telefongespräche bis zu E-Mails und Daten aus dem Internet – und verarbeitet sie im umstrittenen Echelon-Abhörsystem, zu dem neben Satelliten auch weltweite Abhörstationen gehören. Gerüchten zufolge wird damit die gesamte weltweite Kommunikation überwacht.

Wie effektiv solche Spionage- und Aufklärungssysteme sind, steht nicht erst seit den Terroranschlägen auf die USA in Frage. Vor zwei Jahren fuhr die Nato im Kosovokrieg die bis dahin größte in einem Krieg agierende Weltraum-Streitmacht auf: Mit rund fünfzig Spionage- und Aufklärungssatelliten wurden Territorium, Luftraum und die Kommunikation der Militärs bis ins letzte Detail durchleuchtet. „Pannen“ gab es trotzdem: Bekanntlich bombardierten Nato-Flugzeuge Fahrzeuge mit Zivilisten und die chinesische Botschaft.

Andere Probleme moderner Spionage und Aufklärung sind grundsätzlicher Art: Die NSA etwa beklagt seit längerem, dass sie die ständig anwachsende Datenflut immer schwerer überblicken und durchforsten kann. Sie sammelt täglich Datenmengen, die dem Inhalt von mehreren Millionen Büchern entsprechen. Als ihr größtes Problem sieht die NSA dabei die zunehmende Verschlüsselungspraxis in der Informationstechnologie, vor allem im Datenverkehr des Internets.

Erst zu Jahresanfang klagten amerikanische Nachrichtendienstler darüber, dass Terroristen zur Verschlüsselung von Informationen die Technik der Steganografie benutzen, also die Methode, einer (digitalisierten) Information – einem Text, einem Bild oder einem Geräusch – eine geheime Information zu unterlegen, ohne dass dies die Originalinformation verändert. Wer nicht gezielt sucht, für den ist die unterlegte Information also, anders als ein schlichter Code, nicht einmal erkennbar.

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