Parteilichkeit made in Britain

BERLIN taz ■ Seit Mittwoch hat die BBC einen neuen Chairman – und jede Menge Ärger mit der Konservativen Partei: Gavyn Davies, der millionenschwere Partner der Investmentbank Goldman-Sachs, sei ein Crony, ein Spezie der New-Labour-Administration im Allgemeinen und von Premierminister Tony Blair im Besonderen, lautet der Vorwurf. Und er stimmt.

Davies berät inoffiziell schon mal Finanzminister Gordon Brown – seine Frau leitet schließlich dessen Büro –, Labour-Mitglied und Parteispender war Davies auch. Das Parteibuch hat er natürlich sofort bei seiner Ernennung zum Chairman zurückgegeben, und die Spenden fielen nach Angaben des Guardian mit rund 3.700 Mark pro Jahr auch eher mickrig aus.

Doch der Eindruck von Vetternwirtschaft bleibt. Denn als Chairman, der dem Board of Governors, einer Art oberstem Aufsichtsrat über die öffentlich-rechtliche Anstalt vorsteht, ist Davies neben Generaldirektor Greg Dyke der wichtigste Mann der BBC. Während sich frühere – gerne konservative – Chairmen mit ihren – häufiger Labour-nahen – Director Generals herumärgerten, gehen Davie und Dyke als Zwillinge im Geiste durch: Beide waren vor ihren BBC-Jobs Mitglieder der Labour-Partei, beide verfügen über stattliche Millionenvermögen – und beide tragen Bart.

Mögliche Interessenskonflikte mit der Partei, die sich auch unter Dyke häufig wegen zu Labour-kritischer Berichterstattung beim Vorgänger-Chairman Sir Christopher Bland beklagte, schließt Davies aber aus. Schließlich sei es „sehr schwer, Leute für einen Job wie diesen zu finden, die vorher keine einschlägigen politischen Connections hatten“, sagte er dem Guardian.

Der Konflikt wird allerdings auch von den Konservativen etwas zu weidlich ausgeschlachtet: Zum einen ist Davies schon seit Januar stellvertretender BBC-Chairman. Und zu Tory-Regierungszeiten war die Positionierung parteinaher Spezln in der BBC-Führung ohnehin Ehrensache. STEFFEN GRIMBERG