Blairs „Wirbelwind-Mission“

Wenig gute Gründe für den Besuch des britischen Premiers in Berlin

BERLIN taz ■ Warum Tony Blair nach Berlin gekommen war, wurde so richtig erst klar, als er schon wieder abgereist war. Am Mittwochabend, als der britische Premier neben Gerhard Schröder im Kanzleramt vor die wartenden Journalisten trat, war ein Grund für die Reise nicht auszumachen. Zumal Blair noch in der Nacht weiter nach Paris reiste und nach einem Frühstück mit Präsident Chirac nach New York flog. Klar, es ist immer gut zu reden. Aber nichts von dem, was Schröder und sein Gast verkündeten, hatte Neuigkeitswert. Unbedingte Solidarität. Betroffenheit über die Opfer. Der Kanzler hatte bei seinem Rundgang auf der IAA mehr zum Angriff auf Amerika gesagt als nach dem Treffen mit Blair.

Erst ein Blick in die britische Presse zeigt, warum die PR-Berater so erpicht auf die Etappe waren: Von Blairs „Wirbelwind-Mission“ ist die Rede und davon, dass er eine „globale Koalition“ gegen den Terror zusammentrommeln wolle. In Paris sei der Premier gelandet, meldet Guardian online, „nachdem er Gerhard Schröders Unterstützung für einen Militäreinsatz gesichert hatte“. Das wird Schröder überraschen – auf die Idee mit dem Militär war er schon ohne seinen Kollegen gekommen. „Blair glaubt, er kann bei Präsident Bush als der Sprecher Europas auftreten“, meint Roger Boyes, Times-Korrespondent in Berlin. „Dazu zimmert er an einem Konsens, den es schon gibt.“

PATRIK SCHWARZ