Gereimte Wortschlachten

■ Die Regional-Rapper MC Gurke, Pommes Magnum, Furious Finger Frankie, Bella Bong, MC Scheune & Co ließen die Großstars beim Oldenburger Freestyle als Lückenfüller auflaufen

Die guten Bandnamen sind alle schon vergeben? Ha, das ist nichts, verglichen mit den guten MC-Namen. MCs sind Rapper. Und 22 Nachwuchs-Rapper trafen sich am Donnerstag abend zum Freestyle-Battle in der Oldenburger Kulturetage. Freestyle-Battles sind das klassische Terrain, auf dem die Wortkünstler des HipHop ihr Können beweisen. Freestyle ist wenn ihnen aus dem Mund fließt, was ihnen durch den Kopf schießt. Battle ist wenn der nächste Vers dem Gegner gehört.

Ist dieser besonders gut, wie an diesem Abend der Gewinner Boran, führt er den Reim des Gegners fort und schlägt ihn mit den eigenen Waffen, indem er das eben Gerappte gegen ihn verwendet. Originalität, Wortwitz und flow, der flüssige Vortrag entscheiden wer gewinnt. So sollte es zumindest sein. In Oldenburg wurden einige Runden an diesem Abend vom Lokalpatriotismus des Publikums entschieden, was „Host“ MC Rene einige Kopfschüttler entlockte. Dem Bastard, dem in der zweiten Runde schon nichts besseres mehr einfiel, als seinen Gegner in jedem Vers mindestens einmal als schwul zu „dissen“ (herunterputzen, beleidigen), wurde aber immerhin durch massives Buhen das Aus erteilt. MC Rene dagegen ist der ungekrönte Freestyle-König in deutscher Sprache. Samy Deluxe kann man dagegen getrost vergessen. Rene legt zu jedem Thema einen spontanen, mehrzeiligen Reim hin, der lustig ist und mit Verve vorgetragen. So als an diesem Abend dem Viva-Kamerateam ein Band gestohlen wurde und Rene rappend die Herausgabe forderte.

Dass das Ganze eine Viva-Veranstaltung war, merkte man nicht nur an dem extrem aufdringlichen Kameramann, im Gegensatz zur ebenfalls auf der Bühne agierenden, aber erheblich zurückhaltenderen Kamerafrau, sondern besonders an der Routiniertheit der Star-Acts Raptile, KC Da Rookee und Curse. Da sprang der Funke nicht wirklich über. Vielleicht auch, weil Raptile und KC strikt an New York orientierten HipHop boten. Die Perfektion ihrer Darbietung hinterließ eine klaffende Lücke zu den häufig halbgaren, aber immer lebendigen Battle-Aktivitäten. Ironischerweise machten die Stars dadurch den Eindruck von Lückenfüllern. Die wahren Stars, und jetzt kommen wir zum MC-Namen-Notstand, hießen MC Gurke, Pommes Magnum, Furious Finger Frankie, Bella Bong, Doc Ernest P, Dotter, Achtmann und MC Scheune. Aber mein liebstes Battle, rein namentechnisch, war The Stylist vs. The Anarchist. Dieter Wiene