Aller guten Dinge sind drei

Ekke Hoffmann wird erneut Trainer der Handball-Nationalmannschaft der Frauen. Bei seinem Engagement wird der Schwabe auch auf die Mithilfe der Bundesliga angewiesen sein

von FRANK KETTERER

Das Treffen im Frühsommer war lediglich als Informationsgespräch gedacht. Zusammensitzen wollte man in trauter Runde, um unter Fachmännern endlich einmal in aller Ruhe die Probleme der Nationalmannschaft erörtern und möglichst schon erste Wege aus der Krise skizzieren zu können. „Ich habe von Anfang an deutlich gemacht, dass meine Person dabei völlig außen vor ist“, sagt Ekke Hoffmann, der als Spezialist für Frauen-Handball anerkannt ist. Sonderlich gut gelungen ist ihm das ganz offensichtlich nicht, am Ende hat es den 57-jährigen Realschullehrer aus Bad Urach doch wieder erwischt: Ab 1. Oktober ist Hoffmann Bundestrainer der deutschen Handball-Frauen, zum dritten Mal nun schon in seiner Trainerlaufbahn.

„Darauf arbeitet man nicht hin“, sagt der bisweilen bärbeißig wirkende Schwabe, und zumindest für sein drittes Engagement beim Deutschen Handball Bund (DHB) gilt: Man wird es einfach so. Sonderlich groß jedenfalls war die Schlange der Bewerber nicht, zu tief stecken die deutschen Handballerinnen derzeit in der Krise: Die Olympischen Spiele in Sydney wurden verpasst, die Europameisterschaft versemmelt, das Thema WM musste bereits nach der Qualifikation abgehakt werden. Und beinahe so lang wie die Liste der Misserfolge ist jene der Trainer, die sich verschlissen haben beim Versuch, die akute Not zu lindern. Der Letzte, Dako Leukefeld, warf den Bettel wegen mangelnder Professionalität des Umfeldes hin; sein Nachfolger, Leszek Krowicki, war, schon weil zeitgleich Vereinstrainer in Buxtehude, von Anfang an nur als Übergangslösung vorgesehen; nach der verpassten WM-Qualifikation im Mai zog auch er die Konsequenzen. Seitdem war der Bundestrainerposten verwaist.

Nun also wieder Ekke Hoffmann. „Er bringt die besten Voraussetzungen mit“, sagt Wolfgang Gremmel, für den Leistungssport zuständiger DHB-Vizepräsident, was leicht zu behaupten ist von einem, der das Amt schon zwei Mal inne hatte und selbst vom handball magazin als „absolute Koryphäe“ anerkannt wird. Dabei musste auch Hoffmann den Umgang mit den handballernden Frauen erst lernen, sein erstes Bundestrainer-Engagement endete 1988 nach fünfjähriger Amtszeit jedenfalls in ziemlichem Fiasko, am Ende fand sich kaum noch eine Frau bereit, mit dem rüden Schwaben zusammenzuarbeiten.

„Auch ein Trainer muss dazulernen dürfen“, sagt der 57-Jährige heute, die Zeiten, in denen er Spielerinnen mit Kosenamen wie „dumme Gans“ oder „blindes Weibsbild“ bedachte, sind jedenfalls vorbei. „Heute werde ich besser mit den Emotionen fertig“, sagt Hoffmann über Hoffmann, schon bei seinem zweiten Wirken als Bundestrainer ist ihm das gelungen; der Gewinn der Bronzemedaille 1997 bei der WM im eigenen Land ist dafür bester Beweis. Manche von den Spielerinnen, die damals schon dabei waren, haben Hoffmann diesmal angerufen oder E-Mails geschickt – und somit dabei mitgeholfen, ihn zu seiner zweiten Rückkehr zu überreden.

Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, wenn man Hoffmann damals, nach dem WM-Erfolg, nur hätte machen lassen – wie’s geht, weiß er ja. „Ich wäre gerne weiter Bundestrainer geblieben“, sagt der Schwabe, allerdings nicht unter den Bedingungen, die die Bundesliga ihm diktierte. „Dafür wollte und konnte ich nicht die Verantwortung übernehmen“, sagt Hoffmann und meint damit ganz konkret die ihm von der Liga zugebilligte Vorbereitungszeit für die WM 1999. Vier Wochen en bloc vor den Titelkämpfen wollten ihm die Vereinsfürsten damals lediglich zubilligen, mehrere Kurzlehrgänge, die dafür aber über das Jahr verteilt, forderte hingegen Hoffmann ein. Was bei Heiner Brand und den deutschen Handball-Männern längst Usus ist, wurde dem Frauen-Bundestrainer damals abgelehnt. In erster Linie deshalb gab er den Job vor zwei Jahren ab.

Das Verhältnis zur Liga dürfte auch bei Hoffmanns dritter Amtszeit über Erfolg und Misserfolg entscheiden, erste Stimmen der Kritik an seiner erneuten Berufung jedenfalls sind bereits laut geworden. „Mit Gegenwind muss jeder Bundestrainer rechnen“, kontert Hoffmann diese und kündigt an, bei seinem Wirken ganz auf „die Kraft der Argumentation“ setzen zu wollen, der derzeitige Zustand der Nationalmannschaft dürfte ihm da durchaus hilfreich sein.

Denn auch ein Großteil der Liga, glaubt Hoffmann, habe mittlerweile erkannt, dass die Nationalmannschaft das Aushängeschild für den Frauen-Handball hierzulande ist, daraus den passenden Schluss zu ziehen, sollte nicht sonderlich schwer fallen: Geht es der Nationalmannschaft gut, geht es auch der Liga nicht schlecht. „Schon deshalb erwarte ich von einem Bundesligatrainer, dass er mit dem Bundestrainer zusammenarbeitet, auch wenn er Vorbehalte gegen meine Person hegt“, fordert Ekke Hoffmann die Untestützung aller Beteiligten ein: „Je mehr am Strick ziehen, desto schneller bekommen wir die Karre aus dem Dreck“, sagt er.