Lokalkoloratur

Bevor er demnächst mitsamt „Blechtrommel“ aus entfilzten Hamburger Lehrplänen gestrichen und durch Jüngersche Stahlgewitter und Botho Straußens anschwellende Bocksgesänge ersetzt wird, wurde Günter Grass gestern noch einmal eine Ehrung zu teil: Das Tabakforum kürte den Gesinnungslübe-cker zum „Pfeifenraucher des Jahres“. SPD-Rohrspatz Herbert Wehner hat diese Auszeichnung ebenso bekommen wie Salonbolschewist Franz Xaver Kroetz oder der Historiker Golo Mann. Das Buch, welches dessen Vater den Nobelpreis einbrachte, wurde übrigens gerade hundert Jahre alt. Die „Buddenbrooks“ dürften den Hamburger Schülern jedoch erhalten bleiben, passt doch solch bürgerliche, gar großbürgerliche Literatur besser zum frischen Wind in der runderneuerten Hansestadt – zumal der Autor längst tot ist. Grass hingegen, der regelmäßig durch mahnende Äußerungen zur deutschen Vergangenheit auf sich aufmerksam macht, bleibt allemal ein Querulant. aldi/miso