Theater mit dem Haushalt
: Selbst gemachte Leiden

■ Bremer Theater und Kultursenator bemühen sich um Haushaltsplan

Sind die Bremer Theater pleite? „Liquiditätshilfen“ in Höhe von drei Millionen Mark musste der Kultursenator an das Bremer Theater am 10. September zahlen, „um die Lohn- und Gehaltszahlungen zur Monatsmitte gewährleisten zu können“. Und auch für die Shakespeare Company beantragte er im Haushaltsausschuss vergangenen Freitag die „Freigabe zur Auszahlung von Liquiditätshilfen“.

Beim Theater am Leibnitzplatz hat man davon gar nichts gemerkt, erklärte Geschäftsführerin Renate Heitmann, die Raten der staatlichen Zuschüsse seien wie immer gekommen. Im Juni hatte die Shakespeare Company ihren Haushalts-Plan für die Spielzeit 2001/2002 abgegeben. Darüber hat der Kultursenator, vertreten durch die zwischengeschaltete „Kulturmarketing-GmbH“, allerdings noch Gesprächsbedarf angemeldet. Denn der Plan entspricht nicht den Vorstellungen der Kulturbehörde. Nicht wegen der wesentlichen Eckdaten, sondern wegen eher formaler Dinge, sagt Renate Heitmann. „Wir sollen angeben, wie viele 38,5-Stunden-Stellen wir haben. Aber wir haben nur 60-Stunden-Stellen“, sagt die Geschäftsführerin. Die Realität des selbst organsierten Theaters passt nicht in die Raster der Haushalts-Wirtschaftler. Nur mit Tarif-Steigerungen hat die Company keine Probleme – es gibt keinen Tarifvertrag.

Das Bremer Theater kann mühelos das Personal in 38,5-Norm-Stellen umrechnen, hat dafür aber ein Kreuz mit den Tarifsteigerungen: Ab 1.9. gibt es 2,4 Prozent mehr für alle. Aus diesem Grund hat der Aufsichtsrat bisher keinen Wirtschaftsplan beschlossen und wird das auch im Oktober voraussichtlich nicht tun, meint Verwaltungsleiter Jens Walter. Denn der Kultursenator habe seinerseits noch keinen Kultur-Etat für 2002 und will deshalb den Zuschuss ans Theater (noch) nicht um die Tarifsteigerungen von 2,4 Prozent aufstocken. Das sei aber im Vertrag mit dem Intendanten Klaus Pierwoß zugesagt worden, sagt das Theater.

So musste sich der Haushaltsausschuss der Bremischen Bürgerschaft mit dem Thema „Liquiditätshilfe“ befassen und es wird Krisensitzungen geben, auf denen Senatsressort und kmb und Theater um Vorab-Zahlungen streiten müssen.

Das Stück ist theaterreif und wäre en suite auf die Bühne zu bringen unter dem Titel: „Die selbst gemachten Leiden der überalterten Haushaltsbürokratie“. K.W.