Konsumenten verunsichert

Index als Seismograph der Wirtschaftslage: In USA bricht Verbrauchervertrauen ein

WASHINGTON/BERLIN/SÃO PAULO/NEW YORK rtr/afp/dpa ■ Das Vertrauen der Verbraucher in die US-Wirtschaft ist infolge der Anschläge im Vergleich zum Vormonat deutlicher gesunken, als von Analysten erwartet. Das private Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board teilte gestern in Washington mit, der Index für das Verbrauchervertrauen sei von 114 auf 97,6 Punkten gefallen – der größte monatliche Rückgang seit Oktober 1990. Der Index zum Konsumentenvertrauen gilt als Indikator: Bislang waren stabile Konsumausgaben nach Einschätzung von Experten ein wesentlicher Grund dafür, dass die amerikanische Wirtschaft noch nicht in die Rezession abgeglitten ist.

Unterdessen hat der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) vor einer Rezession in Deutschland gewarnt. „Wir werden alle Hände voll zu tun haben, nicht in eine Rezession zu schliddern“, sagte BDI-Präsident Michael Rogowski in Berlin. Derzeit stehe man zwar nicht unmittelbar vor einer Rezession. Rezessive Tendenzen in den USA würden sich jedoch auch hier auswirken. „Entscheidend ist vor allem, ob Investoren und Verbraucher in den USA und andernorts bald wieder Vertrauen fassen“, sagte Rogowski. 20 Prozent der Wirtschaftsleistung der Welt hingen allein davon ab.

Rogowski kritisierte die Erhöhung von Tabak- und Versicherungssteuern zur Finanzierung zusätzlicher Aufgaben bei der inneren Sicherheit. „Die USA praktizieren genau das Gegenteil: Steuern senken, um Investitionen und Kaufkraft zu heben.“ Ein Verzicht auf die nächste Stufe der Ökosteuererhöhung sei daher nötig, sagte Rogowski. Zudem forderte er eine Rücknahme des neuen Betriebsverfassungsgesetzes und eine Lockerung des Kündigungsschutzes nicht nur bei Kleinbetrieben.

Womöglich bleiben diese Apelle ungehört: Volkswagen stoppt im Oktober seine Produktion in Brasilien, weil die Nachfrage nach Autos eingebrochen ist. Davon sind 16.000 Angestellte betroffen. Auch der US-Konzern Honeywell kündigte gestern an, bis zum Jahresende 16.000 Stellen streichen zu wollen. Im dritten Quartal 2001 erwartet das Raumfahrt-Unternehmen außerordentliche Belastungen von bis zu einer Milliarde Dollar.