Sprechen Sie fremd?

■ Umfrage zum Europäischen Tag der Sprachen

Hello, Hola, Guten Tag, Ciao, Bonjour, Olá, Merhaba – kleine Wölkchen aus Papier, beschriftet mit Begrüßungsformeln in vielen verschiedenen Sprachen, wehen im Wind. Vier solcher Sprachaktionen hat das Paritätische Bildungswerk gestern anlässlich des Europäischen Tags der Sprachen in verschiedenen Bremer Stadtteilen initiiert. Frauen aus der Türkei, Cuba, Mexiko, Thailand, Russland und dem Libanon, die hier neben einer beruflichen Fortbildung auch Deutschkurse besuchen, wollen mit dem Projekt zum Nachdenken anregen.

Denn sie hören in der Öffentlichkeit „das Vorurteil, Ausländer würden kein Deutsch lernen“, erklärt Bärbel Schmidt vom Paritätischen Bildungswerk. Dabei können viele Deutsche selbst nur sehr wenige Sprachen. Um das zu verdeutlichen haben die Frauen gestern einen Fragebogen verteilt, der die deutschen Passanten nach ihren Fremdsprachenkenntnissen fragt. „Viele, besonders ältere Leute, können gar keine andere Sprache als Deutsch“, erzählt die Kurdin Fadime Akbayir. „Sie schämen sich und manche werden rot, wenn sie dann gefragt werden, welche anderen Sprachen sie sprechen.“

Die Leute waren sehr freundlich und offen für ihre Fragen, finden die Frauen. Sie hatten großen Spaß an der Aktion. Auf fremde Menschen zuzugehen und sie auf deutsch zu befragen, war erst eine Überwindung, sagt Siriluck Burow aus Thailand. Oft haben sich aber nette Gespräche entwickelt und nicht selten fiel der Satz „Sie können aber gut deutsch“.

Die Aktion wurde gestern in mehreren Bundesländern durchgeführt. Nun werden die Fragebögen an das Büro der Ausländerbeauftragten des Bundes geschickt. Die Ergebnisse sollen im Dezember auf einem Abschluss-Symposium zum Europäischen Jahr der Sprachen präsentiert werden.

Nina Gessner