Eine Studentin hat die Nase voll von der IUB

■ Trotz langer Planungszeit muss die „International University“ auf breiter Front improvisieren: „Keine angemessene Leistung für das Geld“, sagt Ex-Studentin

Auf der Internet-Seite der International University (IUB) wirbt ein schönes Foto für die private Bremer Campus-Uni: Studierende beim Einzug ins Alfried-Krupp-Collage, ein Vater schleppt einen Schreibtisch-Stuhl für das Studentenzimmer seiner Tochter zum Eingang. Die Wahrheit hinter dem netten Werbe-Bildchen eignet sich zur Karikatur: In den Studentenzimmern stehen nur Holzstühle am Schreibtisch, deswegen wollte die Studentin ihren privaten Schreibtisch-Stuhl mitbringen. Der Stuhl ist aber längst wieder raus: Lisa B. hat wütend und mit lautem Protest die IUB verlassen. „Die Studenten kriegen da nicht das, was im Prospekt versprochen wird“, sagt die Mutter. Nicht nur, dass das Zimmer dreckig war und weder Putzlappen noch Staubsauger zur Verfügung standen, als Laura B. ihr Zimmer einzog. Sie durfte sich nicht mit einer Bekannten eines der Doppel-zimmer teilen, am Toilettenfenster war kein Rollo, die Küche vor lauter Baudreck nicht benutzbar, zwanzig Studierende sollen sich zwei Eisschränke teilen, die Duschen waren kalt. „Ich habe die Frage gestellt, ob die IUB für eine mangelhafte Leistung den vollen Preis verlangt“, sagt die Mutter. Und keine Antwort erhalten. 3.600 Euro im Jahr sollen Unterkunft und Verpflegung kosten, 15.000 Euro im Jahr das Exzellenz-Studium.

In den Berichten über die Eröffnung stand zu lesen, jeder Studierende habe einen Laptop erhalten. Stimmt nicht, sagt Laura B. Der Sponsor Siemens hat Lieferschwierigkeiten, aber die 126 Geräte kämen bald, versichert man dazu an der IUB.

Und das Lernen in kleinen Gruppen? „Ich hatte fünf verpflichtende Lehrveranstaltungen belegt, das waren alles Vorlesungen, in denen zwischen 50 und siebzig Leuten saßen“, berichtet Lisa B. Einer der Professoren habe sich sogar für sein schlechtes Englisch entschuldigen müssen.

Interdisziplinarität – Fehlanzeige. Sie habe eine Veranstaltung aus dem naturwissenschaftlichen Bereich belegen müssen, das sei alles. Thomas Hochstettler, für die Betreuung der Studierenden zuständig, erklärt, die Professoren seien eben „erst vor drei Wochen“ angekommen, es sei noch keine Zeit gewesen, interdisziplinäre Veranstaltungen vorzubereiten.

Während Lisa B. „Integrated Social Sciences“ studieren wollte und in der Bibliothek dafür „nur“ kaum Bücher vorfand, haben es die Studierenden der Naturwissenschaften noch schwerer: Labors für praktische Versuche gibt es praktisch nicht. Die sollen im Februar, fürs zweite Semester, fertig sein, verspricht die IUB.

Die Liste der Beschwerden ließe sich verlängern, eigentlich klappt nichts richtig, fand die Studentin. Sie hatte sich auf das Studium an der IUB gefreut, und die Enttäuschung war entsprechend groß. Und was sie besonders geärgert hat: Die Vertreter der IUB versuchten, „durch viele schöne Worte und Fremdwörter die vorhandenen Probleme aus der Welt zu reden“. Das bestärkte „Zweifel an der Glaubwürdigkeit dieser Einrichtung“.

Nicht einmal ein Willkommensprogramm für die ausländischen Studierenden gab es. „Und bei den äußeren Umständen ihrer Ankunft, Regen, Kälte und Einzug auf einer Baustelle auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne wären sie sicherlich dankbar gewesen, wenn man z.B. ein gemütliches Kaffeetrinken organisiert hätte. Das abendliche Grillen war wohl eher eine Massenveranstaltung für die Augen der Presse“, schreibt die Studentin ihre Erfahrungen auf.

Da sie keinerlei Vertrag mit der IUB hat und der Weg ins Haus der Eltern nicht zu weit war, konnte sie einfach ihre Sachen packen. K.W.

International University: Außen hui und innen pfui Foto: Archiv

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