Starke Stallgerüche auf dem Lerchenberg

Wer den ZDF-Intendanten nach 20 Dienstjahren beerbt, ist unklar. Klar ist: Alle Bewerber sind Hausgewächse

BERLIN taz ■ Heute soll die Findungskommission aus fünf zwei machen. Oder höchstens drei. Oder gelingt doch die Quadratur des Kreises: die Festlegung auf einen einzigen Namen, der bei der Wahl Anfang Dezember mit der notwendigen Dreifünftel-Mehrheit vom Fernsehrat zum neuen Intendanten des ZDF gewählt zu werden.

Einen Kronprinzen, wie er selbst unter ZDF-Gründungsintendant Karl Holzamer einer war, hat Dieter Stolte in den zwei Jahrzehnten seiner allumfassenden Herrschaft auf dem Mainzer Lerchenberg nie aufgebaut. Dafür hat er gleich fünf Namen in Umlauf gebracht, die er für satisfaktionsfähig erachtet. Hausgewächse, deren Stallgeruch nicht zu überbieten ist: Hans Janke ist „Fernsehspiel“-Chef und stellvertretender Programmdirektor, Gottried Langenstein Direktor der Europäischen Satellitenprogramme – wohinter sich 3sat und Arte verbergen. Dann wären da der stellvertretende Chefredakteur Helmut Reitze und ZDF-Verwaltungschef Hans Joachim Suchan – und natürlich Programmdirektor Markus Schächter, der so lange beim ZDF ist, wie Stolte den Intendantenposten bekleidet.

Natürlich ist immer wieder von externen Kandidaten die Rede – also solchen aus der ARD: MDR-Intendant Udo Reiter war im Gespräch und auch ARD-Vize (und SWR-Chef) Peter Voß, aber beiden öffentlich-rechtlichen Importen werden in der Branche wenig Chancen eingeräumt. Der Branchendienst epd Medien fragt sich diese Woche, ob nicht Bertelsmann-Vorstand Rolf Schmidt-Holtz Ambitionen entwickeln könnte, den eben erst bezogenen Dienstsitz am New Yorker Times Square mit der Hochhausburg zu Mainz zu vertauschen. Und irgenwo war sogar zu lesen, RTL-Informationsdirektor Hans Mahr sei als externer Kandidat genannt worden. Nun wird ohnehin die Politik eine große Rolle spielen bei der Besetzung eines der „100 deutschen Top-Jobs“, wie Stolte die eigene Rolle laut epd ganz unbescheiden einschätzt: Die so genannten Freudeskreise der beiden großen Volksparteien im ZDF-Fernsehrat sorgen dafür, dass die Staatsferne des Rundfunks nicht auf die Spitze getrieben wird. Rein rechnerisch wäre bei der auf den Proporz der Bundesländer aufbauenden Kalkulation ein Konservativer dran, da mit Nikolaus Brender schon der ZDF-Chefredakteur auf einem SPD-Ticket sitzt. STG