Fusion vorerst geplatzt

US-Stromunternehmen verlässt Gespräche mit Vattenfall. Ein vierter deutscher Stromkonzern ist nicht in Sicht

BERLIN taz/dpa ■ Unklug von Klaus Rauscher: Die Bayerische Landesbank bestätigte gestern die Kündigung ihres Vorstandes zum Jahresende. Begründung: Der 52-Jährige wolle sich neu orientieren. Am Vortag hatte der schwedische Energie-Konzern Vattenfall Rauscher zum neuen Chef des geplanten Fusionsproduktes benannt, aus den Hamburgischen Electricitätswerke (HEW), der ostdeutsche Veag, Laubag und der Berliner Bewag sollte der drittgrößte deutsche Stromkonzern entstehen. Weil nicht abgestimmt, stieß die Personalia den Partner Mirant vor den Kopf. Der Bruch war so groß, dass die US-Amerikaner gestern die entscheidenden Gestaltungsgespräche platzen ließen.

Bereits in der Vergangenheit begleiteten erhebliche Misstöne die Verhandlungen. Wärend Mirant-Vorstand Jason Harlan sich für eine Verhandlungs- und Denkpause ausgesprochen hatte, forderte sein Vattenfall-Kollege Josefsson mehr Tempo, um bereits zum Jahresende eine Grundlage für den vierten deutschen Stromkonzern zu besitzen. Einer der Streitpunkte sind die vier AKWs, die die HEW einbringt. Im Atomkonsens ist ein Risiko-Pool festgeschrieben, nachdem die Kernkraftwerksbetreiber für Entsorgung oder im Katastrophenfall haften. Dazu aber ist Mirant nicht bereit, forderte daher, die AKWs aus der neuen Kraft herauszulösen. Mit 44,76 Prozent hält Mirant genauso viele Anteile an der Bewag wie die HEW. Ohne die Bewag gilt der neue Stromkonzern nicht als lebensfähig. NICK REIMER