Bund darf führen

Die Nato beendet ihre Entwaffnungsaktion in Mazedonien. Nachfolgemission unter Führung der Bundeswehr beschlossen

SKOPJE ap/afp/taz ■ Die Nato hat ihr Klassenziel in Mazedonien nicht nur erreicht, sondern die Vorgaben noch übertroffen: Mit 3.875 eingesammelten Waffen schloss das Bündnis gestern seinen 30-tägigen Einsatz „Essential Harvest“ ab. Alle Sammelstellen für Waffen der albanischen Separatisten wurden geschlossen, wie Nato-Sprecher Major Barry Johnson in Skopje erklärte.

Doch so reibungslos wie bei der Waffenernte scheint es im mazedonischen Fahrplan im Moment nicht weiterzugehen. Zwar beschloss die Nato gestern in Brüssel den Einsatz einer neuen Truppe. Vor Erteilung des Marschbefehls müssten aber noch Details geklärt werden, sagte Nato-Generalsekretär Robertson.

Die von Deutschland geführte Anschlussmission mit dem Codenamen „Amber Fox“ soll dem Schutz der voraussichtlich etwa 200 zivilen Beobachter der Europäischen Union und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) dienen. Die Beobachter haben die Aufgabe, die Einhaltung des im Sommer ausgehandelten Friedensabkommens zwischen albanischen und slawischen Mazedoniern zu überwachen. Der Bundestag wird voraussichtlich schon heute über die neue Mission der Bundeswehr auf dem Balkan abstimmen. Die Details für den Einsatz sollten ebenfalls heute geklärt werden.

In dem Nato-Operationsplan, der gestern noch ausstand, sollten technische Details geklärt werden. Strittig ist beispielsweise die Dauer des Einsatzes. Die Regierung in Skopje wünscht, dass das Mandat befristet wird. Es soll nur so lange gelten, bis die nationalen Streitkräfte in der Lage sind, die Beobachter von EU und OSZE zu schützen. Die Nato ist dagegen für ein offenes Mandat, da nach ihrer Einschätzung nicht abzusehen ist, wann die internationale Präsenz nicht mehr notwendig ist. Ein Experte des Militärausschusses sagte, die Nato-Truppen in Mazedonien könnten bis mindestens Frühjahr 2002 benötigt werden.

Unklar war auch noch, wie viele Soldaten an „Amber Fox“ teilnehmen sollen. Die mazedonische Regierung hatte in die Entsendung einer „leichten Truppe“ eingewilligt; die Rede war von 250 bis 350 Mann. Nato-Experten in Brüssel beziffern den Bedarf auf mindestens 600 Mann, Deutschland wünscht dagegen die Entsendung von gut 1.000 Soldaten.