Punk is not dead

Andreas Forte will am Sonntag Bürgermeister von Elmshorn werden  ■ Von Gunther Sosna

Andreas Forte – 31 Jahre, keine Ausbildung und Punk – will an die Macht. Er will bei der Direktwahl am Sonntag Bürgermeister von Elmshorn werden. Im Mai kündigte der Punk an, das amtierende Stadtoberhaupt, die 49-jährige Verwaltungsrechtlerin Brigitte Fronzek (SPD), abzulösen: „In dieser Stadt muss sich einiges ändern.“

Dafür hat Forte 1999 schon einmal gesorgt. Per Trinkersatzung wollte die Elmshorner Verwaltung den Alkoholgenuss in der Innenstadt unterbinden. Forte fand das undemokratisch, klagte und verbuchte am Oberverwaltungsgericht Schleswig einen Sieg. Die Richter kassierten die Satzung ein.

Dann war Ruhe. Forte besetzte eine Planstelle als Streetworker und kümmerte sich an den sozialen Brennpunkten um die Probleme der Stadt. „Ich habe die gleichen Erfahrungen gemacht und weiß, wie es den Leuten auf der Straße geht. Das kann kein Studierter vorweisen“, sagt er. „Auf der Straße wird eine andere Sprache gesprochen als in der Politik“, meint Forte.

In die griff er im Juni wieder ein. Sein Motto: „Forte – und gut!“ Sein Wahlkampf, geradezu amerikanisch: Eigene Homepage, Handzettel, Postwurfsendungen, Familienfeste und ein Wahlprogramm, das sich an Benachteiligte wendet. Sozialhilfeempfänger, Jugendliche aus den Hochhausvierteln und Rentner.

Zur Bewerbung um den Kandidatenposten musste er als Parteiloser 195 Unterschriften von Wahlberechtigten sammeln. Forte packte über 900 auf den Tisch. Aber so einfach ging es nicht, denn die Gemeindeordnung hat mit dem Paragraphen 57 einen Graben um das angestrebte Amt gezogen. Der verlangt von einem Bewerber Eignung, Befähigung und Sachkunde, liefert aber keine eindeutige Definition, was das eigentlich sein soll.

Diese in Deutschland einmalige Regelung, sie findet sich in keinem anderen Bundesland, sorgte für Diskussionen. Der Wahlausschuss von Elmshorn lehnte Forte mit den Stimmen der SPD und des parteilosen Wahlleiters Volker Lützen ab. Grund: Keine Fachkenntnisse.

Forte ging in die nächste Instanz und legte beim Kreiswahlausschuss Einspruch ein. Mit Erfolg. Die Sozialdemokraten sprachen zwar von Rechtsbeugung und votierten gegen den Emporkömmling, CDU, Grüne und FDP überstimmten sie jedoch – 5:3 für Forte. Aus dessen Sicht der erste Schritt zum Wechsel. Er lästert: „Fronzek wird eine gute Anwältin sein, wenn ich sie von ihrer Doppelbelastung befreit habe.“

Die gibt sich versöhnlich. „Ich finde es gut, wenn mehrere Bewerber zur Auswahl stehen“, meint die Juristin, schränkt aber ein: „Es ist inakzeptabel, dass auf dem Weg dorthin ein Rechtsbruch stattgefunden hat.“ Ein Seitenhieb auf den unbequemen Herausforderer, dem sie im Vorfeld die Qualifikation abgesprochen und seine Kenntnisse mit denen eines Boten verglichen hatte. Der Gescholtene kontert: „Ich habe vier Bücher über Verwaltungsrecht gelesen, aber frag mich nicht, was drin steht. Egal, denn ab 1. Januar 2002 bin ich Chef von einer Verwaltung mit über 400 Mitarbeitern, die diese Aufgaben übernehmen“, sagt er und macht klar: „Ich passe nur darauf auf, dass sie arbeiten. Elmshorn fehlt kein Kopf an der Spitze, sondern ein Stiefel, der den Jungs in den Hintern tritt.“

Das wird wohl nicht ganz einfach, denn Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Buß (SPD) hat angekündigt, die Wahl anzufechten, wenn durch Forte der Ausgang beeinflusst wird. Der bleibt gelassen, bestellt sich einen Jägermeis-ter und sagt: „Das letzte Wort hat ohnehin der Wähler.“