Die Krönungsmesse

■ Ole von Beust erfüllt sich auf dem Parteitag der CDU einen Traum

Die Träumer haben jetzt in der CDU das Sagen. Die, „die seit 40 Jahren davon träumen zeigen zu können, dass wir es besser machen“, sagt Ole von Beust. Jetzt „werden diese Träume wahr“, droht der Bürgermeister-Kandidat an. Das sind die Anlässe, an denen ein Parteitag sich gemeinhin von seinen Stühlen erhebt und rhythmisch die Hände ineinander klatscht. Die Hamburger CDU hat das zweitschlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren, doch das ist an diesem Abend sekundär.

Gestern abend tagte eine Partei, die sich als Siegerin fühlt. Und der den Sieg perfekt machen soll, übt jetzt schon den Gestus, den er künftig als Vorsteher des Rechtsblocks pflegen will: „Erst kommt das Land, dann die Stadt und zuletzt erst die Partei. Hamburg steht über allem.“ Da redet einer, für den „der Wahlkampf vorbei ist“, einer, der „jetzt mit ausgestreckten Händen auch auf SPD und die Grünen zugehen will, weil wir in den Schicksalsfragen der Stadt immer zusammen gestanden haben“.

Was aber jetzt nicht heißt, dass der Kuschelkurs in die Landespolitik Einzug hält. Denn bei Widerstand aus dem jahrzehntelang sozialdemokratisch geprägten Verwaltungsapparat, da hört für von Beust die Liberalität auf. Zwar sei aus seiner Sicht „die breite Masse im öffentlichen Dienst loyal“, doch wehe denen, die das mal vergessen: „Da sitzen hier und da Leute, denen die Partei vielleicht wichtiger ist als die Interessen der Stadt. Denen sage ich: Wer illoyal ist, dem gnade Gott.“

Sakral geht es auch weiterhin zu. Von Beust will „demütig und verantwortungsvoll“ regieren, und die ganze Veranstaltung im Curio-Haus gleicht ohnehin einer Krönungsmesse. Die Aussprache, die auf der Tagesordnung nach von Beusts Rede vorgesehen war, ist nach fünf Minuten erledigt, und alles wärmt sich in der Geborgenheit der Gemeinde. Einer Gemeinde, die dem Spitzenkandidaten ohne Enthaltung und Gegenstimme freie Hand bei der Gestaltung der Regierung gibt. Peter Ahrens