Liberale Geheimschrift

■ Westerwelle gibt dem Kurs der Hanse-FDP Feuerschutz

Der Bundesvorsitzende legt seinen Arm um seinen Landesfürsten, lächelt und sagt: „Ach, wissen Sie, der Rudolf Lange war Admiral, dem fehlt es schon nicht an Selbstvertrauen.“ FDP-Chef Guido Wes-terwelle ist nach Hamburg gekommen, um den JournalistInnen mitzuteilen, dass „wir uns alle in der strategischen Einschätzung völlig einig sind, dass die Hamburger FDP das Richtige getan hat“. Das Richtige – das ist der Eintritt in den Rechtsblock mit CDU und Schill unter Tilgung ihrer bürgerrechtsliberalen Spurenelemente. Für Westerwelle kein Problem: „Wir wollten den Wechsel in Hamburg, und es ist immer gut, wenn man nach der Wahl auch tut, was man vor der Wahl gesagt hat.“

Spekulationen, eine Zusammenarbeit mit Schill könnte sozialliberale Flirts bei der ins Haus stehenden Berlin-Wahl behindern, wischte der Bundesvorsitzende vom Tisch. Ebenso die Vermutungen, dass das Gewicht der FreidemokratInnen im Dreibund denkbar gering sein dürfte. „Auch ein knapper Sieg ist ein Sieg“, kommentierte er die mageren 5,1 Prozent des Hamburger Wahlergebnisses. Er freue sich jedenfalls „außerordentlich“, dass die FDP nach acht Jahren im Aus wieder im Parlament sei. Kritik aus der SPD an dem Schill-Kurs der FDP wies er mit dem üblichen Konter zurück: Wer, wie die Sozialdemokratie, mit der PDS im Osten zusammen regiere, sollte anderen „lieber keine koalitionspolitischen Vorschläge machen“.

Wie die liberale Handschrift im neuen Senat aussehen soll, die neben Westerwelle auch das FDP-Enfant terrible Jürgen W. Möllemann gestern verlangte, daraus machten Westerwelle und Lange gestern wieder ein Geheimnis. „Details werden jetzt nicht auf den Tisch gepackt“, sagte Lange. Rückendeckung gab es von Westerwelle und Möllemann dagegen für die Taktik des Konteradmirals a.D., die Koalitionsverhandlungen nicht unter Zeitdruck zu führen. „Qualität geht vor Tempo“, riet der freidemokratische Fallschirmspringer: Schließlich seien Verhandlungen mit Schill „eine heikle Nummer“.

Peter Ahrens