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Gartenkultur ganz

 ■ Einmal rund um die neue Route der Gartenkultur quer durch`s Oldenburger Land / Gesammelte Herbst-Impressionen aus öffentlichen Gärten

Neulich noch war ich mit meinem kleinen Sohn Luca hier im Oldenburger Schlossgarten: Liebespaare, die den Sommer überstanden haben, fleetzten sich in`s noch bauschige Gras, im Rosengarten saßen die Menschen schwatzend auf den Bänken, andere lasen, die Sonne genießend. Das ist das Schöne am Schlosspark: Er liegt im Herzen der Stadt, man kommt hier immer irgendwie vorbei auf dem Weg in die City oder rüber nach Osternburg, auf der anderen Seite der Hunte. Ein Park mit Alltagsnutzen, wenige Tabus. Das kleine Tropenhaus mit den Aquarien macht schon um 15.00 Uhr zu. Manchmal ziehen sich hierhin versprengte Obdachlose zurück, tagsüber, um in der feuchten Wärme ein wenig zu schlafen, wenn es schon Winter ist. Dann kann man auf der Mühlenhunte Schlittschuhlaufen... aber so weit sind wir noch nicht.

Denn noch ist das Wasser des kleinen Parkbaches warm genug um Blätterschiffchen fahren zu lassen, die durch den Miniaturwasserfall sausen, uralte Buchen und fremdartige, riesige Bäume dämpfen die Verkehrsgeräusche der Stadt. Heute liegt Dunst über dem Ausgangspunkt meiner Fahrradtour auf der „Route der Gartenkultur“. Erstes Laub wird hier zusammengeharkt an diesem Septembermorgen, ein Aufsitzrasenmäher fegt über den bauschigen Rasen. Vier Etappen liegen noch vor mir. Doch da die Internetseite „Route-der-Gartenkultur“ wenig mehr als die Etappennamen preisgibt, muss man sich bei der Oldenburger Tourismus- und Marketing GmbH schon um eine Wegbeschreibung kümmern: Die steht nicht im Netz.

Auch zu den Zielen kann man auf dieser Homepage nichts finden. Auf jeden Fall sollte man als nicht Ortskundige auch eine Radwanderkarte dabei haben, denn der vorgegebene Parcours ist auf Autos zugeschnitten. Mit dem Rad aber fährt Mensch die Ofener Straße stadtauswärts besser nur bis zur Uni, dann durch den „Drögen Hasen Weg“, eine denkmalgeschützte Eichenallee. Schon sind die Stadtgeräusche futsch. Am Bahnübergang dann links und immer an der Bahn lang in Richtung Bad Zwischenahn: Vorbei am Woldsee, durch einen Wald, in dem es schon nach Knollenblätterpilz riecht und weiter am Engelsmeer entlang, wo das Wollgras blüht.

Fünfzehn Kilometer Natur, statt eines schlechten Radweges an lauter Straße. In Bad Zwischenahn biegt man am Ortseingang rechts ab zum Zwischenahner Meer. Sofort absteigen! Hier ist Radfahren streng verboten! Und sogar da, wo man wohl darf, stößt man trotz Klingeln unweigerlich mit der kurenden Bevölkerung zusammen. Aber auch gehend kann man den Blick hier sehr genießen. Am Südzipfel des Kurparks - also nahe Ortseingang - lädt ein uraltes Lokal, die „Kajüte“, zur ersten Pause ein. Kinder tummeln sich hier auf einem großen Spielplatz. Der liegt direkt am Steg, wo im Sommer der „DLRG“ thront. Eine große alte Rutsche führt in den See, wer`s lieber trocken mag, kann Tretboot fahren. Die bunten Persenningen werden allmorgendlich schön sauber gefegt.

Ältere Menschen sitzen am Anleger: Eine Fähre geht stündlich (von 11.00-17.00 Uhr) nach Dreibergen rüber. Viel los ist jetzt nicht, beim ersten Schiff. Auch auf den Fußwegen, zwischen Zinnien, gepflegtem Rasen, Baumriesen und Skulpturen, wandeln nur wenige Menschen. Dieser Blick am Seeufer aber ist gerade im Septemberdunst einmalig schön: Alte Villen laden ihren Garten nach hinten aus, weiße Stege führen aus dem Ried heraus in den offenen, weiten See, der nicht umsonst Meer heißt. Denn hier ist mehr los, als an Land: Segeljollen nutzen die jetzt aufkommende Briese. Das hat ein bisschen was von Südengland hier und auch die Preise für Capuccino sind schon ziemlich upperclass.

Ortsauswärts geht es weiter am See entlang (hier darf man wieder), nach Rostrup (Verfransungsgefahr!). Dort muss man auf die Hauptstraße um zum „Gartenkulturzentrum“ zu gelangen, das nur spärlich ausgeschildert ist. Man kann sich diese Etappe auch sparen, wenn man auf Erholung aus ist. Denn hier bieten auf einem zwölf Hektar Handtuch inmitten einer Baustelle zig Gartenbaubetriebe Gestaltungsmöglichkeiten zu verschiedensten floralen Themen an: Von der Blumenampel bis zum Gräberfeld mit echten Grabsteinen gibt`s für jedes Bedürfnis etwas. Im September allerdings ein etwas tristes Ambiente.

Weiter geht s neben der lauten Hauptstraße Richtung Westerstede zum „Maxwald“. Dieser Privatgarten gehörte zum Gut Fiekensholt. Gutsherr Peter C. v. Negelein nannte es Maxwald zu Ehren seines Sohnes Maximilian (1824-1874). Seit 1876 ist das Gelände in Besitz der Familie Böhlje, die einen englischen Park mit Rosengarten (alte Sorten), Taxusgarten, Rhododendrenpark und anderen kleinen Juwelen anlegte.

Das erfahre ich auf der ganz hervorragenden Internetseite (www.maxpark.de), als ich verschwitzt wieder an meinem Schreibtisch sitze. Die Pforten des Parks sind nämlich unter der Woche geschlossen. Führung nur mit Anmeldung, und sonst nur im Mai und Juni um 10.00 und um 15.00 Uhr. Fragt sich, warum das nicht gleich auf der Webseite der anpreisenden Tourismus- und Marketing GmbH dabei steht! Jedenfalls geben Webphotos vom Maxpark einen Eindruck von der Stille und Harmonie dieses Ortes: Kegelförmige Korniferen, Holzbänke, Rosenpergolen. Ruhe! Stattdessen soll die „Route“ über Westerstede (Hauptstraße) und dann über Wiefelstede (zum Teil gänzlich ohne Radweg) weitergehen. Dabei ist es viel netter, ab Dreibergen über den See zu schippern und von Zwischenahn aus mit dem Rad die kleineren Wege über Kayhauserfeld, Neuenkruge und Neusüdende zu fahren, zur letzten Etappe, dem Bauerngarten Vahlenhorst.

Wenn man ihn findet, denn trotz fehlender Ausschilderung, denn auf der Routenkarte ist nur ein dicker Fleck mit Zahl. Was sich da genau wo befindet ist nicht kenntlich. Inzwischen liegen schon vierzig Radkilometer hinter mir, und der Garten entschädigt dann nicht so richtig. Eveline Vahlenhorst hat hier in dreizehn Jahren liebevoller Arbeit aus altem Bestand - Bauernrosen, Buchen, Buchsbaumhecken - ein Idyll geschaffen, das gleichzeitig Weite atmet. Gräserstauden und Bodendecker ergeben mit blühenden Stauden einen schönen Rhythmus, Buchenhecke mit Torbogen und ein Gemüsegarten, der nach Mangold riecht fehlen auch nicht.

In einem klassischen Bauerngarten allerdings herrscht strenge Nutz-Struktur, auch in den Blumenbeeten, und bringt so jene leuchtende Anarchie der Farben hervor, die diese Gärten so zauberhaft macht. Und so etwas erwartet man beim Stichwort Bauergarten und keinen gepflegten Cricketrasen. Das ist aber nicht der Gartenkünstlerin sondern der falschen Etikettierung der Fremdenverkehrsämter anzulasten. Machen wir es also, wie die Oldenburger: Mit dem Rad nach Bad Zwischenahn, in Dreibergen Kaffetrinken und schiffschippernd zurück. Den Maxwald dann an einem Samstag erschlendern: Im Mai, mit alter oder neuer Liebe

Marijke Gerwin

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