Don't spell Revolution without „u“ and „i“

North Of America spielen in Oldenburg

Als Mark Mullane, Michael Catano, J. LaPointe und Mark Colavecchia, vier junge Männer aus Kanada, vor vier Jahren auf der Suche nach einem Namen für die neue Band waren, schlug ein Freund „North Of America“ vor, was nur ein Witz sein sollte. „Keiner hat gelacht“, berichtet die Band, die sich fortan North Of America nannte. Kanada: Der Norden von Amerika, aber auch nördlich von Amerika, also den Vereinigten Staaten. Die Band hat ein Faible für derlei Doppelsinnigkeiten.

Einer der Songs ihrer neuen Platte „This Is Dancefloor Numerology“ (Rewika/Cargo) trägt den schönen Titel „Revolt On ? Revolution“. Darin heißt es: „You can't spell 'revolution' without 'U' and 'I'“. Ohne „Du“ und „Ich“ ist Revolution nicht zu haben. „Wir neigen zu einer Art lyrischem Sophismus, was aus unseren Texten oft unsinnige Ansammlungen von dummem Zeug macht. Wenn man einen Buchstaben oder zwei verändert, erhält man bisweilen großartige Zeilen.“

Andererseits sind sie ganz unironisch, wenn sie eine Platte „The Sepultura“ nennen. „Das war eigentlich auch wieder ein Witz. Wir mochten diesen Titel dann mehr und mehr und beschlossen, ihn zu benutzen. Es liegt keine implizite oder explizite Ironie darin. Die Band Sepultura war wie Slayer oder Voivod ein großer Einfluss für uns. Wir versuchen nicht, irgendwelche komischen Witze zu machen. Wir mögen einfach das Wort.“

Eine ähnlich bodenständige Gelassenheit legen sie auch an den Tag, wenn sie als Nachfolger für die jüngst aufgelösten Hardcore-Überflieger „At The Drive-In“ gehandelt werden.„Es ist doch nett, mit einer guten Band verglichen zu werden, sei es At The Drive-In, Fugazi oder Shellac. Es gibt Schlimmeres, als mit einigen der besten und wichtigsten Bands der letzten Jahrzehnte verglichen zu werden. Wir nehmen, was wir kriegen “

Diese Gelassenheit können sie sich auch leisten. Erstens weist ihre Musik tatsächlich Merkmale der Genannten auf, ist sperrig, vermeidet das Naheliegende und spielt virtuos mit Dynamik. Zweitens verfolgen sie durchaus eigene Pfade im Land des Post-Hardcore/Artrock. Und von irgendeinem Hype sind sie auch noch nicht beleckt. Ihre Alben bringen sie hierzulande bei dem süddeutschen Indie-Rewika-Label heraus. „Die Situation bei uns zuhause ist derzeit in der Schwebe. Wir wechselten vor kurzem zu einem Label, das mittlerweile pleite gegangen ist. Der ehemalige Betreiber versucht gerade, etwas Neues auf die Beine zu stellen, aber im Moment haben wir in Nordamerika keine Plattenfirma.“

Das wird sich wahrscheinlich bald ändern. Immerhin stoßen Bands wie North Of America derzeit auf etwas offenere Ohren – und sei es auch nur, weil alle Welt die neuen At the Drive-In sucht.

Andreas Schnell

North Of America spielen am Sonntag im Alhambra, Oldenburg.