Mit „Tipp-Kick“ zum Sieg

■ Bremer Promis schreiben über Werders Fußball-Spiele / Samstag saß Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD) für die taz auf der Tribüne und war enttäuscht

Während der Hamburger SV noch auf der Trainer- und Konzeptsuche ist, verbuchte Werder Bremen seinen zweiten Sieg in Folge. Vor 33.231 Zuschauern, bei herrlichem Herbstwetter, gewannen die Grün-Weißen mit druckvollem und stark nach vorne orientiertem Spiel. Der Sieg in Hamburg schien Motivation zu sein.

Bode, Sisztes und Tjikuzu wirbelten schon nach einigen Minuten die Mönchengladbacher Abwehr durcheinander. In der elften Minute verpasste Ailton die erste Chance zum Treffen nach guter Vorarbeit von Tjikuzu. Die in die Defensive gedrängten Gladbacher kamen erst in der 13. Minute über Marcelo José Pletsch zu einem schnellen Konter, der zwar zur Ecke führte, aber nichts einbrachte.

Mit der einzigen Sturmspitze Ailton versuche Werder immer wieder das erste Tor für sich zu verbuchen. Die Chancen häuften sich bis zum knallenden Lattenschuss durch Borowski in der 24. Minute. Den Gästen bot sich eine Konterchance in der 26. Minute durch die Nummer 19 Korzynietz. Die Stimmung war bis zu diesem Zeitpunkt gut im Stadion. Die Zuschauer sahen intensive Zweikämpfe, die jedoch ohne ein konkretes Ergebnis blieben. Es bestätigte sich die alte Fußballweisheit: Ein Spiel lebt von den Toren!

Da das ersehnte Tor nicht fiel wurden die Werderaner nervös und die Zuschauer ungnädiger. Die Fehlpässe häuften sich und von dem Schwung der ersten 30 Minuten war nicht mehr viel zu sehen.

So gab es noch bis zur Halbzeit ein bis zwei gute Einzelaktionen durch Ailton, die aber ohne Torergebnis blieben. Weder Bode noch Tjikuzu standen dem im gegnerischen 16 Meter-Raum einsam agierenden Ailton zur Seite.

Bilanz der ersten Halbzeit: ausgeglichenes Spiel, aber mit besseren Torschancen für Werder.

Die zweite Hälfte begann wie die erste geendet hatte. Werder versuchte es weiter mit der einzigen Sturmspitze Ailton, der aber meistens ins Abseits lief. Auch die Einwechselung in der 60. Minute (für Borowski kam Herzog) änderte sich nichts an der Erfolglosigkeit der Grün-Weißen. Das Motto blieb: den Ball nach vorne hauen und dann mal gucken was daraus wird. Nichts wurde daraus, die technisch und ballsicheren Gladbacher erkämpften sich in dieser Spielphase eine leichte Überlegenheit. Ratlosigkeit prägte das Bremer Spiel und wie immer in diesen Phasen griff Trainer Schaaf zu dem probaten Mittel der Auswechselung. Er bracht Banovic und Silva für Lisztes und Baumann.

Doch das grün-weiße Spiel blieb fad, kein Spielgestalter war zu sehen, der aus der Tiefe des Raumes dem Spiel seinen kreativen und innovativen Stempel aufdrückte. Die „Links-Rheinischen“ blieben sicherer am Ball und erarbeiteten sich die eine und andere Chance.

Flehentlich schauten die Werder-Fans auf die Anzeigetafel als in der 83. Minute das Ergebnis Wolfsburg – Kaiserslautern mit 2:0 aufleuchtete und ein leises Stöhnen durch die Arena strich. Doch dann eine Minute später ratz – bumms führte Werder 1:0 durch ein sehenswertes Kopfballtor durch Verlaat, was von Tjikuzu gut eingeleitet wurde. In der 89. Minute hätte Ailton das Ergebnis perfekt machen können, aber der „Ballverliebte“ verstolperte die Chance.

Fazit: Die verjüngte Werdertruppe siegte schmucklos. Ob die spielerische Substanz für einen nach oben gerichteten Tabellenplatz über die ganze Saison ausreicht bleibt dahingestellt.