Bildende Kunst für 25 Millionen

■ Haushaltsausschuss bewilligte knappe 25 Millionen Mark für den Umzug der HfK-Künstler in den Speicher XI

Als der Bremer Bauunternehmer Klaus Hübotter den unter Denkmalschutz stehenden historischen „Speicher XI“ in den alten Hafenrevieren kaufte, da gehörte dazu eine große Portion Mut zum Risiko: Wer würde diese alte, nur von außen eindrucksvolle alte Bausubstanz nutzen wollen? Und das angesichts des drohenden LKW-Verkehrs, der sich aus dem direkt gegenüber geplanten Großmarkt ergeben würde? Mit Lagerverkauf und drei Mark Miete pro Quadratmeter kalkulierte Hübotter am Anfang.

Inzwischen scheint das „Projekt Speicher XI“ ein Selbstläufer zu werden: Nachdem die Wissenschaftsdeputation grünes Licht für den Umzug der Abteilung „Bildende Kunst“ und der Zentralverwaltung der Hochschule für Künste in den Speicher XI gegeben hat, stimmte nun auch der Haushaltsausschuss der Bereitstellung von vorerst 27,5 Millionen Mark zu.

Ob das Geld allerdings reichen wird, ist derweil noch offen. Denn bei der Summe handelt es sich bisher nur um eine detaillierte Schätzung, diverse Wünsche der Hochschule sind darin noch nicht berücksichtigt. Problematisch ist außerdem, dass sich das Objekt im privaten Besitz der Baufirma Hübotter befindet. So kann zwar schnell die Bau-Entscheidung fallen. Allerdings kann Bremen nur die hälftige Mitfinanzierung des Bundes (aus Mitteln des „Hochschulbauförder-Programms“) beantragen, wenn das Hochschulgebäude nicht gemietet, sondern gekauft wird.

Die Lösung dieses Problems soll ein kompliziertes Vertragswerk bringen: Die Firma Hübotter bekommt den Auftrag, das Gebäude nach den Bedürfnissen der Hochschule auszubauen, nicht zu teuer allerdings, sondern ausdrücklich „in mittlerer Art und Güte“. Die 4,3 Millionen Mark, die Hübotter zur Asbest-Sanierung des gesamten Gebäudes bekommen hat, werden für den Hochschul-Teil nicht angerechnet. 2,5 Millionen Mark für die „Ersteinrichtung“ gibt es zusätzlich. Von ihren 25 Millionen Mark darf die Baufirma zwei Millionen für ihre Regiekosten abziehen, den Rest muss sie nachweislich für den Umbau ausgeben, die Vertreter der Hochschule sollen bei Bedarf Einsicht in die Konto-Unterlagen bekommen.

Heute schon gibt es „in der Kalkulation der Hübotter-Wohnungsbau GmbH noch nicht berücksichtigte Verbesserungswünsche“, die nur dann umgesetzt werden sollen, wenn das Geld für mehr reicht. Die gesamte Nordfassade des 400 Meter langen Gebäudes ist fensterlos, „Belichtungen“ stehen auf dem Wunschzettel der Hochschule. Mehr Licht wünschen die Künstler auch im Dachgeschoss, in dem sie Ateliers unterbringen wollen. Für größere Räume müssten Stützen und Wandscheiben entfernt werden. Für all das ist in der ersten Planung kein Geld da.

Die Rechnung mit den 25 Millionen Mark wird sich dennoch vermutlich als Milchmädchen-Rechnung erweisen, wenn die Nachbesserungen anstehen. Einen kleinen Trick will das Wissenschaftsressort jetzt schon vorsorglich einbauen: Die Grunderwerbssteuer von insgesamt 875.000 Mark, die der Bremer Finanzsenator beim Rückkauf des umgebauten Gebäudes kassiert, soll er gleich an das Wissenschaftsressort zurückgeben – außerhalb der bisherigen Haushaltsplanungen sozusagen. Aber darüber will Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) noch einmal reden.

Und ein zweiter kleiner Trick ist in der Finanzplanung ebenfalls schon eingebaut: Für den Verkauf des bisherigen Domizils der bildenden Künstler Am Wandrahm werden Einnahmen von 4,1 Millionen Mark kalkuliert, die von den 25 Millionen Mark rechnerisch abgezogen werden könnten. Das wird aber im Haushaltsplan noch nicht umgesetzt – hinter vorgehaltener Hand rechnen die Haushälter damit, dass die unter Denkmalschutz stehende Immobilie Am Wandrahm nicht verkäuflich ist und suchen schon nach Behörden, die man umziehen lassen könnte.

Klaus Wolschner