Knoten im Kabel von Offshore Anlagen

■ Keine Genehmigung für Stromkabel neben Schifffahrtswegen / Jetzt droht ein Machtkampf

Als wäre der Streit um die Off-shore-Windparks nicht schon groß genug, gibt es jetzt noch mehr Ärger um die Kabelverlegungen für die großen Mühlen. Denn der Strom-Transport von den geplanten Windparks in der Nordsee ans Festland wird offenbar zu einem Machtkampf zwischen den Behörden für Schiffssicherheit und der Nationalparkverwaltung. „Wir werden keine Kabelverlegungen parallel zu den Schifffahrtswegen genehmigen“, stellt Friedrich Rischmüller von der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Aurich (WSD) klar. Dieses Übereinkommen der Schifffahrtsbehörden liegt seit dem 16. August schriftlich vor.

Die Nationalparkverwaltung aber will die Kabel aus dem geschützten Nationalpark heraushalten und favorisiert deshalb gerade die Parallelverlegung. „Wir müssen die rechtliche Konsequenz der WSD-Auffassung prüfen. Es ist nicht unser Interesse, dass der Konflikt Schifffahrt – Nationalpark dazu führt, dass die Offshore-Anlagen nicht gebaut werden können“, erklärte Herma Heyken, Sprecherin der Bezirksregierung Weser - Ems, der taz. Die Bezirksregierung ist aber nicht nur Genehmigungsbehörde für die Offshore-Anlagen sondern auch Dienstherrin der Nationalparkverwaltung.

Bleibt die WSD konsequent, dann wird den Windmühlenbetreibern und den Naturschützern ein ganz schöner Stein in den Weg gelegt: Dann müssten die Offshore-Kabel durch hochwertige Biotope des Nationalpark Wattenmeer und über die ostfriesischen Inseln geführt werden, was noch mehr Kritiker auf den Plan rufen würde. Außerdem wären die zu erwartenden Baumaßnahmen sehr aufwändig, teuer und würden bis zum Endausbau der Offshore-Anlagen Jahre dauern.

„Uns liegen jetzt schon vier Anträge zur Genehmigung von Kabeltrassen vor, ein Antrag kommt in Kürze hinzu. Wenn wir das jetzt nicht bündeln und eine generelle Lösung finden, entsteht ein Durcheinander“, fürchtet Friedrich Rischmüller von der WSD Aurich. Sonst gefährde das die Schiffssicherheit. „Deswegen haben wir die Einfuhrbereiche der großen Schifffahrtswege als kabelfreie Zonen ausgelegt. Dies betrifft die Emsmündung, den Jadebusen, die Weser- und die Elbmündung.“ Hauptgrund für die Kabelverbote in diesen Bereichen: Bei parallel zu den Schifffahrtswegen verlaufenden Kabeln befürchtet die WSD drei Gefahren. Laut Rischmüller würden die Kabel das Ausbaggern der Fahrrinnen erschweren, das Ankern von Schiffen neben den Fahrrinnen unmöglich machen und im Seenotfall verbieten, havarierte Schiffe neben den Fahrweg auf Grund zu schleppen. Außerdem: „Aus Kostengründen folgen wir mit unseren Baggerungen immer den sich ständig verändernden Fahrwassern. Ein Kabel neben dem Fahrwasser legt aber den Schifffahrtsweg für immer fest. Dann würde das Baggern extrem teuer und gefährlich“, so Rischmüller.

„Die Gründe der WSD sind stichhaltig“, meint auch Herma Heyken von der Bezirksregierung. Eine alternative Trassenführung will sie aber noch nicht vorschlagen: „So viel Möglichkeiten haben wir ja nicht. Wir arbeiten dran.“

Die WSD Aurich will jetzt Stromkabel von Windparks durch Tunnel über die Versorgungstrassen und die ostfriesischen Inseln und damit mitten durch den Nationalpark führen. „Wenn die Bezirksregierung Telefonkabel in den Versorgungskorridoren der Inseln genehmigt, dann kann sie dort auch Stromkabel zulassen“, meint Friedrich Rischmüller von der WSD Aurich.

Zurzeit lässt der Stromriese e.on ein Gutachten erstellen, welche Landnetze an der Küste überhaupt die erwarteten gewaltigen Strommengen von mehr als 10.000 Megawatt aufnehmen können. Immerhin ist das die Nennleistung von fast vier Atomkraftwerken von der Größe des AKW Stade. Offshore-Parks in der Nordsee sind geplant bei Borkum, bei Helgoland, im Jadebusen und in der Wesermündung.

Thomas Schumacher