Bildungs-Dampfer

■ Konservativer Lehrerverband sieht Stunde des Wechsels gekommen

Jetzt melden sich diejenigen Verbände und Organisationen zu Wort, die nach dem politischen Umbruch Morgenluft wittern: Der Deutsche Lehrerverband DLH gehört dazu, die konservative Pädagogenvertretung, die dem Beamtenbund angegliedert ist. Er sieht jetzt seine Stunde gekommen. „Jeder Neuanfang kann eine Chance sein“, sagt ihr Vorsitzender Arno Becker und macht keinen Hehl daraus, dass er Hoffnungen mit dem Rechtsblock verbindet. Das „Ende einer 15-jährigen gezielten Schlechterstellung der Gymnasien“ zum Beispiel, die er der SPD anlastet.

Der sozialdemokratischen Bildungspolitik weinen diese Lehrerfunktionäre keine Träne nach. SPD-Politik habe zur „blockweisen Vergreisung der Lehrerschaft“ geführt, das Referendariat sei zum „Überlebenstraining“ verkommen, „das System Schule ist überfordert worden“. Die Politik der Minimaleinstellung von Lehrern müsse jetzt ein Ende haben, und das heißt für den DLH, es müssten mehr als die 750 Lehrer eingestellt werden, die sich der Rechtsblock vorgenommen hat: 1600 müssten es sein, um die kommende Pensionierungswelle aufzufangen.

Die Schulen müssten wieder von Aufgaben entschlackt werden, die die Schulbehörde ihnen aufgebürdet hätten. Dazu zählen Becker und sein Vorstandskollege Reinhard Behrens die Erstellung von Bildungs- und Lehrplänen. Was hieße: Das von der SPD geförderte programm der Autonomie von Schulen würde wieder zurück gefahren.

Der DLH wünscht sich die Zusammenlegung von Schul- und Wissenschaftsressort, die Unis könnten dann wieder stärker „Zuarbeit für die Schulen“ liefern, Schulen müssten „die Wiederentdeckung der Anstrengung“ fördern, sagt Behrens. „Schule kann ja auch Spaß machen, das wird aber nicht immer so gehen.“

Vorstellungen, die vor allem der FDP heruntergehen dürften wie Öl. Die Pressemitteilung des DLH war denn auch in maritimer Terminologie formuliert. Die Schulbehörde wurde da mal Tanker, mal Dampfer geheißen, ihr Chef als Kommandeur auf der Brücke, die Lehrpläne als Seekarten bezeichnet. Und rein zufällig saßen bei der Pressekonferenz auch zwei FDP-Leute am Tisch und schrieben eifrig mit. Der neue Bildungssenator dürfte ein Konteradmiral sein. Peter Ahrens