Musikfest 12, die letzte

■ Purcells „Fairy Queen“ elfte mit den „Gabrielis“ durch die Glocke

Elflein wuselten durch die Glocke, lugten den MusikerInnen des „Gabrieli Consort“ schelmisch in die Noten und ließen ihre Tüllkleider auch in Dirigentennähe (Paul McCreesh) flattern. Keine Angst: Nicht altmodisches Schulschauspiel belebte die Aula, äh Glocke, zum Abschluss des Bremer Musikfestes, sondern Henry Purcells „Fairy Queen“ – das barocke Lustspiel nach Shakespeares „Sommernachtstraum“. Eine Semi-Opera, wie man so sagt.

Aber: Auch Halbszenisches kann heftig sein. Die zwölf „Gabrieli Players“ (die schauspielernden SängerInnen) enterten die Bühne als Pfadfindertrupp, zeigten also britische Wade und Outdoor-Militarylook. Trotzdem sangen sie darin sehr himmlisch: von der Liebe, deren Wechselhaftigkeiten, den Jahreszeiten und allerhand andersweitig Allegorischem – immer mit vorbildlich „gerader“ Stimme, also vibratoreduziert und dafür verzierungsangereichert. Wer würde da nicht mitfliegen wollen, zum Beispiel „when the cupids clap their wings“ (Sopran-Elfe Mhairi Lawson). Mit Roderick Williams haben die „Gabrielis“ auch einen herausragenden Bass, der als betrunkener und feengeplagter Dichter zudem zum Chef-Komödianten avancierte. In guter frühbarocker Tradition bildete das Solisten-Ensemble selbst den Chor, und der hatte eine enorme Geschlossenheit und Durchschlagskraft. Semi-Oper kann sehr viel Oper sein. HB