Beste Chancen für die Welterbe-Kuh

■ Nach drei Jahren kommissarischer Leitung hat die Denkmalpflege wieder einen Chef

Die 1.200 Denkmäler des Landes Bremen haben einen neuen Hirten: Georg Skalecki, der gestern von Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU) in sein Amt eingeführt wurde.

Vielleicht hat der neue Mann auch 1.400 Denkmäler unter seinen Fittichen, so genau weiß das niemand – bei nur acht Planstellen im Landesamt für Denkmalpflege verständlich. Skaleckis neuer Posten selbst blieb drei Jahre unbesetzt.

Georg Skalecki, Kunsthistoriker, wird sich in der Bremer Mangelwirtschaft gut zurechtfinden: Zuletzt war er Amts-Vize im Saarland, kennt also Denkmalschutz in Haushaltsnotlageländern. Der größte Trumpf des Neuen: Er hat schon mal erfolgreich ein UNESCO-Weltkulturerbe angemeldet – die Völklinger Hütte im Saarland, die als erstes Industrie-Denkmal in die Welterbeliste aufgenommen wurde.

Darüber hinaus ist Skalecki sogar Mitglied der in Paris sitzenden ICOMOS-Kommission, die die Vergabe des begehrten UNESCO-Gütesiegels beratend beeinflusst. Kurz gesagt: Der richtige Mann für die Bremer Ambitionen in Sachen Rathaus, Roland und sozio-politischem „Bezugsrahmen“.

Der betreffende Antrag sei schon bei der Übersetzerin, erklärte Kulturstaatsrätin Motschmann in diesem Zusammenhang – um erschrocken hinzuzufügen: „Aber hoffentlich ist die Plane vom Rathaus weg, wenn die Gutachter kommen.“ Der „Neue“ aber sieht die Sache mit Plane und Milkakuh „ganz locker“. Auch er setze in seiner Amtsführung zwangsläufig auf die Einwerbung von Drittmitteln, allerdings eher bei der „Stiftung wohnliche Stadt“.

Weitere Absichten: Maßhalten („wir können der Welt keine Käseglocke überstülpen“), die BesitzerInnen denkmalzuschützender Objekte „überzeugen statt per Verordnung knebeln“, Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit vorantreiben („wir sind kein Geheimbund“), der Bremer Denkmalpflege endlich einen Internet-Auftritt verschaffen und atmosphärische Trübungen in Bremerhaven aufhellen – dort schmettert zurzeit eine Abrissbirne gegen die historischen Hallen am alten Packhafen.

Das Landesamt für Denkmalpflege ist (nach der Überführung von Focke- und Übersee-Museum in Stiftungen) eine der wenigen noch verbliebenen „nachgeordneten Dienststellen“ des Kultursenators. Dazu gehören außerdem noch Staatsarchiv, Landesarchäologe und (gerade noch) das Philharmonische Orchester. Bleibt Georg Skalecki zu wünschen, dass ihm der Ritt auf der lila Kuh erspart bleibt. Henning Bleyl