„Lichter aus, Rollläden runter“

Nils Busch-Petersen, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, ruft Händler am Ku’damm zum Protest gegen die Nazis auf. Die Form bleibt den Geschäften überlassen

taz: Herr Busch-Petersen, Sie haben die Einzelhändler am Kurfüstendamm zur Aktion „Den Nazis die kalte Schulter zeigen“ aufgefordert. Wie viele beteiligen sich denn?

Nils Busch-Petersen: Mit Sicherheit die großen Kaufhäuser – das KaDeWe, Peek & Cloppenburg, C&A und Wertheim. Insgesamt haben wir sehr viel Resonanz erhalten und rechnen mit etwa 100 bis 200 Geschäften, die mitmachen werden.

Was werden die machen?

Wir haben niemanden etwas vorgeschrieben, es wird also keinen Einheitslook geben, sondern eine Bandbreite: Verhüllte und umdekorierte Schaufenster, Lichter werden ausgemacht in der Zeit, wo die Rechten vorbeilaufen, manche Geschäfte lassen auch nur die Rollläden herunter.

Wird die Aktion auch laufen, wenn die Neonazis eine andere Route nicht über den Ku‘damm marschieren?

Solange der Ku’damm in irgendeiner Form tangiert ist, wird die Aktion so stattfinden wie geplant. Für den Fall einer kürzeren Route wäre es ja auch unsolidarisch, wenn man die Geschäfte, an denen die Nazis dann noch vorbeilaufen, alleine lassen würde. Falls der Aufmarsch ganz ausfällt – aber das scheint ja unwahrscheinlich – müsste man überlegen, wie wir das gebührend feiern.

Eigentlich sind am 3. Oktober ja alle Geschäfte geschlossen. Die Angestellten haben frei, und potenzielle Käufer können nur dem Schaufenster-Bummel frönen. Müssen die Angestellten jetzt eine Zusatzschicht schieben, um das Image von Berlin aufzupolieren?

Wie die Geschäfte das regeln, wissen wir nicht so genau. Manche werden schon von heute abend an ihr Schaufenster verändern. Wir machen die Aktion gemeinsam mit den Gewerkschaften und erstaunlicherweise kommt auch von Leuten Zustimmung, die uns wegen unserer liberalen Positionen zum Ladenschluss ansonsten wirklich nicht mögen.

Schon am 1. Dezember wollen die Neonazis erneut durch Berlin marschieren. Werden Sie dann wieder die Einzelhändler zum Protest aufrufen?

Dazu können wir eigentlich nichts sagen. Schließlich lebt die Aktion ja auch von ihrer Einmaligkeit, und wir können den Leuten ja nicht vorschreiben, was sie beim nächsten Mal zu tun haben. Außerdem könnte da ein gewisser Abnutzungseffekt entstehen. Interview: HEIKE KLEFFNER