Heikle Mission in Mazedonien

Heute nimmt die „Task Force Fox“ der Nato-Truppen offiziell ihre Arbeit auf. Kritisch wird es, wenn die Polizei wieder in die umkämpften Gebiete vorrückt. OSZE-Beobachter und Verbindungsteams sollen durch ihre Präsenz die Lage entspannen

aus Skopje ERICH RATHFELDER

Bequem sind die Unterkünfte für die neuen Soldaten der „Task Force Fox“ noch nicht. Zumindest, was die deutschen Nato-Soldaten betrifft, die auf dem Stützpunkt Erebino bei Tetovo angekommen sind. Hier gibt es zwar schon Wohncontainer, in denen die Einheiten, die für die KFOR-Logistik im Kosovo arbeiten, und jene, die im Rahmen der Task Force Harvest Waffen der UÇK eingesammelt haben, untergebracht sind. Die neue Truppe jedoch muss sich vorerst mit Massenunterkünften in fensterlosen Bunkern begnügen.

Doch für Hauptmann Andreas Schmidt ist dies kein Thema. Wenn am heutigen Dienstag offiziell die Task Force Harvest beendet und die neue Truppe eingeführt wird, wartet viel Arbeit auf den Pressesprecher. Denn die Deutschen werden zum ersten Mal in der Geschichte unter dem Brigadegeneral Hans Georg Keerl führende Nation bei einem Out-of-area-Einsatz der Nato sein.

Im Ganzen wird die Truppe nun doch 1.000 und nicht nur 700 Mann umfassen, wie es zwischenzeitlich geheißen hatte. Neben den Deutschen werden auch Franzosen und Italiener dabei sein. „Aber noch ist nicht alles entschieden, es können auch noch andere Nationen hinzukommen“, sagt Schmidt. Lediglich die Struktur und die Aufgabe der Truppen sind vorgegeben.

Ein Teil der Truppe besteht aus Liaison-Teams, die für den Kontakt mit der mazedonischen Armee und Polizei zuständig sind. Sie sollen in den ehemaligen Kampfgebieten stationiert werden und durch ihre Präsenz beruhigend auf die Bevölkerung einwirken. Wenn das mazedonische Parlament tatsächlich die im Abkommen von Ohrid ausgehandelten Verfassungsänderungen verabschiedet, kommt die kritische Phase des Einsatzes. Dann werden die von den albanischen Rebellen vertriebenen Sicherheitskräfte des mazedonischen Staates wieder in die bisher umkämpften Gebiete zurückkehren.

Um die Beobachter der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die in diesen Regionen tätig sind, zu beschützen, sind so genannte Extraction-Forces in Wartestellung. Sollte für diese Beobachter Gefahr in Verzug sein, können 115 Deutsche und je eine Kompanie Franzosen und Italiener unverzüglich eingreifen. Während die Liaison-Teams lediglich mit Jeeps ausgerüstet sind, verfügen die Extraction Forces über eine Kampfausrüstung.

„Wir hoffen natürlich, dass diese Truppe gar nicht zum Einsatz kommt“, sagt der Sprecher der OSZE, Harald Schenker. Noch ist die OSZE-Mission allerdings nicht einsatzfähig. Bisher sind lediglich 51 Beobachter aktiv, 72 werden in den nächsten Tagen zusammen mit 60 Polizeiberatern und 17 Polizeiausbildern in Mazedonien eintreffen. Wie auch schon bei anderen Missionen tun sich die Mitgliedsländer schwer, entsprechend qualifiziertes Personal bereitzustellen.

Die Beobachter müssen direkt in den Dörfern mit den Menschen zusammenarbeiten. Viele Albaner haben Angst vor der Rückkehr der Polizeitruppen, denn in der Vergangenheit hatte es Übergriffe gegeben. Vor allem die UÇK-Kämpfer befürchten Rachakte. Aufgabe der Beobachter wird sein, mit den Menschen vor Ort zu sprechen und das Konfliktpotenzial zu analysieren. Gleichzeitig wird die OSZE mit dem Innenministerium zusammenarbeiten. Internationale Polizeiberater und die Liaison-Teams werden bei der Rückkehr der Polizei präsent sein.

Die albanische Bevölkerung fordert, dass nicht nur slawische Mazedonier, sondern auch „eigene“ Polizisten vor Ort eingesetzt werden. Deshalb werden jetzt schon 110 albanische Polizisten im Rahmen eines US-amerikanischen Projekts ausgebildet.

Wie schwierig die „Wiederherstellung der Integrität des Staates“ sich in der Praxis gestalten wird, zeigen Zusammenstöße zwischen slawischen und albanischen Polizeischülern in den letzten Tagen. Denn in dem von den USA betriebenen Ausbildungslager im Süden Mazedoniens werden ebenfalls Reservisten der mazedonischen Polizei trainiert, die so genannten Löwen, eine Spezialtruppe zur Aufstandsbekämpfung. Schüsse gab es zwar nicht, aber doch einige Blessuren.