Berlin baut den Kühlturm fertig

Konkurs abgewendet: Senat will Neuem Tempodrom aus der Finanzklemme helfen. 12 Millionen Mark sollen für Mehrkosten zur Verfügung gestellt werden. Moessinger: Haben uns verkalkuliert, Eröffnung ist am 1. Dezember

Vor exakt einem Monat hatte der Bausenator noch gemauert. Der vom Konkurs bedrohte Zeltbau des Neuen Tempodroms erhalte „keine Finanzierungszusage“ des Landes, erklärte Peter Strieder (SPD) damals. Jetzt will das Land doch ein finanzielles „Fangnetz“ unter die absturzgefährdete Kulturinstitution bauen. Am Dienstag entschied der Senat, öffentliche Mittel in Millionenhöhe für das Neue Tempodrom zur Verfügung zu stellen. Über die genaue Summe werde in der kommenden Woche entschieden, sagte Albert Eckert, stellvertretender Regierungssprecher. „Einig“ sei sich der Senat aber, „dass das Neue Tempodrom keine Bauruine werden darf“. Durch erhöhte Baukosten ist für die zeltförmige Arena am Anhalter Bahnhof eine Finanzierungslücke von rund 12 Millionen Mark entstanden. Die Stiftung Neues Tempodrom, Bauherr des Gebäudes, hatte das Defizit Anfang September noch auf 8 Millionen Mark beziffert.

Nach Meinung Eckerts wird im Senat darüber beraten, wie viel das Land von den fehlenden 12 Millionen Mark tragen wolle. Zugleich müsse darüber nachgedacht werden, ob etwa durch Lottomittel oder die Beteiligung Dritter der Anteil Berlins reduziert werden könne. Deutlich machte der Regierungssprecher, dass die Beteiligung des Landes Auswirkungen auf die Stiftung Neues Tempodrom haben werde. Wenn das Land das privat finanzierte Projekt bezahle, „muss es auch das Sagen haben“, erklärte Eckert. Bereits jetzt steht das Land mit einer Bürgschaft in Höhe von 25 Millionen Mark bei Banken für das Tempodrom gerade.

Die Kosten für das Haus mit dem kühlturmförmigen Dach, mit einer Zirkusarena für 3.000 Zuschauer und einer zweiten kleineren Bühne sind jetzt von 43,6 auf 55 Millionen Mark angewachsen. Nach Ansicht von Tempodom-Chefin Irene Moessinger seien erhöhte Brandschutzauflagen, die Altlastenentsorgung und die aufwändige Dachkonstruktion der Hamburger Architekten Gerkan, Marg und Partner für die Kostenexplosion verantwortlich gewesen.

Es sei zwar zu erwarten gewesen, so Moessinger, dass die Kosten von circa 43 Millionen Mark nicht zu halten seien. Mit der Deckungslücke in der jetzigen Höhe habe sie aber nicht gerechnet. „Es ist sicher ein Fehler gewesen“, auf die Einhaltung der Kalkulation zu vertrauen, so Moessinger. Zugleich gab sie sich zuversichtlich, dass es eine Lösung der finanziellen Probleme geben werde und die geplante Eröffnung des Tempodroms am 1. Dezember mit der Verleihung des Europäischen Filmpreises „Felix“ stattfinden könne. ROLA