Zwei Deutsche in Genua frei

Zwei der verbliebenen fünf Deutschen in Genua werden aus der Haft entlassen. Unklar ist aber, ob weiter ermittelt wird. Weitere Freilassungen in den kommendenTagen?

BERLIN taz ■ Am Montag wurden in Genua überraschend zwei Deutsche aus Gefängnis und Hausarrest entlassen, die seit dem G8-Gipfel im Juli inhaftiert waren. Beide waren insgesamt zehn Wochen in Untersuchungshaft, nachdem sie einen Tag nach den Demonstrationen gegen den Gipfel auf der Straße festgenommen worden waren.

Beiden waren wegen der angeblichen Mitgliedschaft im sogenannten „Black Block“ und später wegen Plünderungen und Landfriedensbruchs festgehalten worden.

Einer der Freigelassenen ist Viktor A. aus Berlin. Ihm wurde vorgeworfen, an der Plünderung einer Bank beteiligt gewesen zu sein. Als Indiz dafür galt ein Bankstempel, der bei ihm gefunden worden sein soll. Die Anklage wurde jedoch fallengelassen, nachdem ein Mithäftling zu Protokoll gegeben hatte, er habe den Stempel gefunden.

Björn W. aus Nordrhein-Westfalen, der zuletzt unter Hausarrest stand, wurde ebenfalls am Montag entlassen. Ein Richter ordnete nach einer Prüfung Haftverschonung an.

Beide haben Italien noch am Montag verlassen und sind seit Dienstag wieder in Deutschland. Ob es für sie noch ein juristisches Nachspiel geben wird, ist bislang offen. Während es sich bei der Entlassung von Björn explizit um eine „Haftverschonung“ handelt, das Verfahren aber weiter läuft, ist der Fall von Viktor A. unklar. „Nach der entlastenden Aussage gibt es keinerlei Anhaltspunkte für eine Anklage mehr,“ sagte gestern ein Sprecher des internationalen Ermittlungsausschusses (EA) in Genua gegenüber der taz. „Wir rechnen aber trotzdem damit, dass die italienischen Behörden versuchen werden, zumindest einem der Freigelassenen etwas anzuhängen.“ Die Gruppe kümmert sich in Genua vor Ort um die Inhaftierten.

Nach den Entlassungen vom Montag befinden sich jetzt noch drei Deutsche aus Leipzig in Haft. Wie der Sprecher des EA in Genua gestern sagte, stünden die Chancen jedoch gut, dass die drei nach einem Haftprüfungstermin am Dienstag heute freikommen könnten. SUSANNE AMANN