Alter Freund in London

Großbritanniens Premier Tony Blair bereitet seine Landsleute ganz offen auf einen Krieg gegen Afghanistan vor. Widerspruch gibt es auf dem Labour-Parteitag kaum

DUBLIN taz ■ Es war Amerikas engster Verbündeter in Europa, der als erster Klartext sprach. Der britische Premierminister Tony Blair nutzte den Labour-Parteitag im südenglischen Seebad Brighton als Forum, um die Bevölkerung auf den bevorstehenden Angriff auf Afghanistan einzustimmen. „Die Zerstörung des Terrorismus muss das Gute sein, das aus all dem hervorgeht“, sagte er. „Diese Schlacht kann nur ein Ergebnis haben. Es gibt keinen Kompromiss mit solchem Terror, wir haben lediglich die Wahl, ihn zu besiegen oder von ihm besiegt zu werden. Wir müssen ihn besiegen.“

Blair sagte, Ussama bin Laden und seine Leute hätten die „Schandtat“ von New York organisiert, und die Taliban hätten ihn dabei unterstützt. Die Möglichkeit, Bin Laden auszuliefern, habe das Regime nicht genutzt. „Sie werden nicht aufhören, Bin Laden zu helfen, und er wird nicht vor weiteren terroristischen Akten zurückschrecken“, sagte Blair.

Der Krieg gegen den Terror habe nichts mit Blutrünstigkeit zu tun, sondern er sei gerecht. „Wir kämpfen nicht gegen den Islam“, sagte Blair. „Die wahren Anhänger des Islam sind in diesem Kampf unsere Brüder und Schwestern.“ In dieser Auseinandersetzung werde „alles Menschenmögliche unternommen, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden“, fügte Blair hinzu.

Außenminister Jack Straw warnte, man dürfe nicht den Fehler derjenigen wiederholen, die in den Dreißigerjahren den Ausgleich mit den Faschisten gesucht hätten. „Wie die Faschisten, so werden auch diese Leute von Hass, Gewalt und Zerstörung getrieben“, sagte er. „Jede militärische, diplomatische und politische Waffe muss genutzt werden, um die Wurzeln dieser perversen Ideologie des Terrorismus zu untergraben.“ In der Debatte widersprach dem Außenminister niemand. Lediglich Tony Benn, der Veteran vom linken Labour-Flügel, verlangte, dass jede militärische Aktion vom UN-Sicherheitsrat abgesegnet werden müsse.

Blair warnte zum Schluss seiner Rede, in Großbritannien und anderen Ländern müssten nach dem Angriff auf die USA die Auslieferungs- und Asylgesetze geändert werden. „Wir tun das nicht, um Grundrechte einzuschränken“, sagte er, „sondern um das wichtigste Grundrecht von allen zu erhalten: den Schutz vor dem Terror.“ Eine internationale Gemeinschaft gegen den Terror zu gründen, das sei man den Opfern des 11. September schuldig: „Das soll ihr Denkmal sein.“ RALF SOTSCHECK