Zwei Geständnisse und ein Dementi

Ein mutmaßlicher Attentäter sitzt in französischer Haft. Er soll einen Anschlag auf die US-Botschaft geplant haben

PARIS taz ■ Djamel Beghal gilt den französischen Anti-Terror-Richtern als ganz großer Fisch in einem Netz islamistischer Attentäter in Europa. Der 33jährige Franco-Algerier, der im Juli in Dubai verhaftet und am Sonntag nach Frankreich ausgeliefert wurde, soll am Dienstag ein erstes Geständnis abgelegt haben. Danach habe er, zusammen mit Verbindungsmännern in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Großbritannien Attentate gegen US-Einrichtungen in Frankreich vorbereitet. Bloß das mutmaßliche Ziel, auf das ein mit einem Sprengstoffgürtel ausgestatteter Kamikaze-Attentäter mit einem LKW habe losfahren sollen - die wenige Meter vom Elysée-Palast entfernte US-Botschaft in Paris - habe Beghal bestritten.

Kurz nachdem diese Version eines Geständnisses am Dienstag als Erfolgsmeldung der französischen Justiz über die Nachrichtenagenturen lief, meldete sich der Anwalt von Beghal zu Wort. Mit einem klaren Dementi. Laut Francis Dubest hat sein Mandant überhaupt nichts gestanden. „Er bestreitet jeden Kontakt mit terroristischen Aktionen“, sagte Dubest.

Zu dem Zeitpunkt hatte der französische Radiosender „Europe 2“ bereits den „Wortlaut“ eines anderen Geständnisses ausgestrahlt, das Beghal in Dubai, wo er am 28. Juli verhaftet wurde, abgelegt haben soll: „In Kandahar wurde ich von Abu Zubeida bestellt. Das ist einer der Leutnants von Bin Laden. Er hat mir gesagt, daß die Stunde der Tat gekommen sei und daß es nötig wäre, die US-Botschaft in Paris zu sprengen. Er hat mir drei Geschenke gegeben. Er hat mir gesagt, sie seien von Bin Laden.“

Wie die Informationen über die geheimen Verhöre des wegen „Bildung einer terroristischen Vereinigung“ Inhaftierten an die Medien geraten sind und welchen Wahrheitsgehalt sie haben, ist gegenwärtig nicht nachvollziehbar. Fest steht, daß die französischen Anti-Terror-Ermittler schon einige Stunden vor den Attentaten in den USA Ermittlungen wegen Attentatsdrohungen auf US-amerikanische Ziele in Paris aufgenommen haben. Und dass sich ihr Verdacht schnell in islamistische Fundamentalistenkreise in der südlichen Pariser Banlieue richtete.

Nach Ansicht der Ermittler ist Beghal drei Mal in Ausbildungslagern in Afghanistan gewesen. Dort soll er, von hochrangigen Vertretern Bin Ladens, darunter Abu Zubeida, den Auftrag zur Vorbereitung von Attentaten erhalten haben. In die Attentatspläne gegen die US-Botschaft soll auch der in Brüssel verhaftete tunesische Fußballspieler Trabelsi verwickelt gewesen sein. Nach Ansicht der französischen Justiz ist er der Mann, der mit dem Sprengstoffgürtel in die Pariser US-Botschaft fahren sollte.DOROTHEA HAHN