■ Urdrüs wahre Kolumne
: Äpfel, Rüben, einfach alles!

Richtig gemein, wie sich die Springreiter-Sippe Beerbaum zur Zeit aufführt: Erst kassierten Europameister Ludger , Brüderchen Markus und Schwägerin Meredith(!) in Aachen 500.000, 300.000 und 200.000 Mark, dann sahnten sie auch noch einen Maserati ab, und in Bremen wollen die berittenen Gierhälse ab heute schon wieder bei den Euroclassics nach über 700 Mille grabschen und neuen Rollschrott dazu: Sollte man diesen Pferdesportlern nicht wenigstens auferlegen, die Knete in Bremen auszugeben, um die Not des kleinsten deutschen Bundeslandes zu lindern?

Nein, werden die HoppeHoppeReiter möglicherweise sagen. Nicht, solange der verderbte Singspiel-Impressario Klaus Peter Schulenberg in dieser Stadt noch sein Unwesen als Phantom in der seriellen Seifenoper treibt, die man hierzulande Wirtschafts-förderung nennt. Eine umsichtige Praktikantin einer kleinen, aber rechtschaffenen örtlichen Tageszeitung versuchte dieser Tage, im Handelsregister was über die Besitzverhältnisse der Hair-Society herauszubekommen, und siehe: für das Register gehört ihm die Bude noch gar nicht! Da sollten sich die sympathischen jungen Menschen des Thekenpersonals ihre paar Mark fuffzig aber immer schön regelmäßig auszahlen lassen, zumal sie ohnehin für diesen vermeintlichen Hit bislang nur Verträge bis Ende Dezember 2001 bekommen haben. Der Weser-Report als die mittlerweile auf seriös getrimmte Version von His Masters Voice immerhin weiß: Das Musical-Theater ist noch nicht restlos zufrieden“ mit der Resonanz, aber alle, die da waren, natürlich, die fanden es ganz ganz supi-toll. Im guten alten Ostzonen-Schlager hieß das immer noch „Wenn ein Schwan stirbt, schweigen die Tiere!“

Sozialhilfe gibt es demnächst in Bremen direkt beim Ortsamt und dafür danke ich herzlichst im Namen einer mir bekannten Sozialhilfeempfängerin aus der Elisabethstraße, die sich mächtig darüber freut, dasse dann mit ihre offene Beine nicht mehr so weit zum Volkshaus muss, zumal da die Kantine inzwischen auch teurer geworden ist. Jetzt nochn Hunni drauf, und die Frau wäre schon mal einigermaßen glücklich. Muß dann nur noch geklärt werden, dass ihr Nachbar seine Parzelle am Waller Fleet behalten darf, weil: „der bringt immer alles mit, Äpfel, Rüben, einfach alles.“ Soviel zum Thema Verwaltungsreform und Stadtplanung.

Wie man Millionär wird und warum das vielleicht gar nicht so was ganz Tolles ist, will ich heute in der GaDeWe beim Kabarett der Literarischen Gewalttätigkeiten verdeutlichen, so knappe zwanzig Tage nach dem Fall des World Trade Center. Bei dieser Gelegenheit erwarte ich in der Pause eventuell anwesende Ex-und Noch-Genossen kommunis-tischer und Arbeiterparteien zu einem kurzen, auch nachträglich wirksam werdenden Ausschluss-Verfahren gegen den langjährigen MSB-Spartakisten Uwe Picart, der sich in seiner aktuellen Rolle als Staatsanwalt so sehr gegen alle Prinzipien des Internationalismus vergangen hat, dass man ihn nur mit Schimpf und Schande verstoßen kann. Möge er gegen dieses improvisierte Verfahren nach der nächsten historischen Wende Einspruch einlegen, wenn er sich denn traut!

Wer die verbalradikale Kritik libanesischer Mädchen aus Bremen als „Verunglimpfung des Staats und seiner Symbole“ vor den Jugendrichter zerrt, der bekundet nur zu offen, dass er alle Schulungsabende über die Rolle von Staat und Herrschaft geschwänzt hat und nur daran teilnahm, weil er sich seine Karriere für den Fall der Fälle auch nach links absichern wollte. Die alte Welt zuende geht/die neue kommt: Schlag zu, Prolet: Dieses Sprüchlein will sich auf keinen Fall als nichtmoslemische Fatwah verstanden wissen:

Ulrich
„Love & Peace Reineking

PS: Die Leserbriefkritik von Carsten S. an dem „blöden Glotzen einer lila Kuh“ auf der Verhüllung der Rathausfassade weise ich bei aller prinzipiellen Sympathie zurück: Toll, wenn „die gelungene Verbindung von Stadt und Wirtschaft“ mal echte hundert Mille Cash einbringt, statt dieselbe oder gar höhere Summe zu kosten. In diesem Sinn begrüße ich auch ernsthaft den ironischen Vorschlag des Zeitgenossen Schnoor, die Politiker als Werbeträger zu vermitteln: Machen wir den Anfang mit Henning Scherf als „Ferrero Küsschen“ und Peter Kudella als Hustinetten-Bär! Und wenn die Grünen wieder richtig mitspielen dürfen, wünsche ich mir Helga Trüpel für „Frei Öl“ und Arnikacreme von Weleda, während Klaus Möhle den agilen Praktikus von Obi geben darf. Gage? Kommt alles in den Kulturhaushalt, na klar!