Je bunter, desto besser

■ Sehr gutes Pilzjahr in Schleswig-Holstein. Kaum Strahlenbelastung

Ungewöhnlich viele Wildpilze gibt es in diesem Jahr in Schleswig-Holsteins Wäldern. Zwar ist der Artenreichtum nicht ganz so groß wie in südlicheren Gefilden, doch ist der Norden mit Steinpilzen, Maronen, Stockschwämmchen, Wiesenchampignons, Hallimasch oder Parasolpilzen auch nicht schlecht bedient. „Der Konsum frischer Wildpilze ist in diesem Jahr wieder deutlich gestiegen – im Gegensatz zu den vergangenen Jahren“, sagt Max Lettau, ehrenamtlicher Pilzberater beim Gesundheitsamt in Kiel.

Zwar gebe es für Schleswig-Holstein keine verlässlichen Verzehrangaben, doch nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle in Bonn verzehre jeder Deutsche pro Jahr etwa 1,3 Kilogramm frische und 1,6 Kilogramm konservierte Pilze. Im Norden werden Pilzsammler in diesem Jahr vor allem im Segeberger Forst, um Trappenkamp und in den Nadelwäldern im Kreis Rendsburg-E-ckernförde besonders fündig. Ende Oktober, wenn der erste Frost kommt, ist die Pilzsaison vorüber.

Etwa 40 Prozent der Pilze, schätzt Lettau, halten seiner Prüfung nicht stand. Die wenigsten seien allerdings giftig, sondern eher ungenießbar oder bereits verdorben. Der hochgiftige Knollenblätterpilz sei schon eher die große Ausnahme. „Erstaulicherweise legen mir Pilzsammler immer wieder große, hübsche, aber nicht genießbare Pilze auf den Tisch. Je bunter desto besser.“

Pilze enthalten bis zu 90 Prozent Wasser, so gut wie kein Fett, nur 15 Kilokalorien Nährwert und zirka zwei Gramm Eiweiß pro 100 Gramm. Sie weisen eine breite Palette an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen auf. Trotzdem warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO vor einem Verzehr von mehr als 250 Gramm pro Woche, da praktisch alle Pilze Quecksilber und Cadmium sammeln können. Allerdings würden die von der WHO festgelegten Grenzwerte von 0,5 mg Kadmium beziehungsweise 0,3 mg Quecksilber pro Woche kaum erreicht.

Und Tschernobyl-Spätfolgen? In Schleswig- Holstein seien die noch festzustellenden Belastungen gering, meint Strahlentoxikologe Fred Stevenson von der Kieler Universität. Bei Maronen würde er aus Vorsichtsgründen empfehlen, die Haut von dem Schirm abzuziehen. Außerdem sollte man nicht unbedingt kleinen Kindern über längere Zeit Wildpilze zu essen geben.

Uwe Rehbehn

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