Punktlose Fußballkunst

■ Die Frauen des HSV stehen nach dem 1:5 gegen Bayern München weit schlechter da, als ihre männlichen Kollegen

Es gibt diese Menschen, die mit einem Hamburger Kennzeichen ausgestattet ihre KFZ-Nummer mit einem Nummernschildrahmen verzieren, auf dem fett FC Bayern München prangt. Ungefähr 15 Artgenossen dieser sonderbaren Spezies konnten und wollten es einfach nicht lassen, unentwegt die ohnehin favorisierten Spielerinnen des FC Bayern München im Wolfgang-Meyer-Stadion gegen die Bundesligaaufsteigerinnen des HSV zu unterstützen.

80 Minuten lang hatte es auch nichts geholfen. Die Hamburgerinnen spielten nicht schön, hielten aber das 1:1-Unentschieden bis weit in die zweite Hälfte hinein. Nationalspielerin Bärbel Weimar brachte die Münchnerinnen in der 13. Minute mit 1:0 in Führung. Tanja Vreden glich aber in der 30. Minute für die bisher sieg- und punktlosen HSV-Frauen aus. „Wir haben sehr lange ganz gut mitgehalten“, sagte HSV-Trainer Andrew Pfennig und die Hoffnung bei den ungefähr 270 Nicht-Bayern-Anhängern auf einen klizekleinen Punkt keimte auf. Sie wussten ja nicht, was noch kommen würde, aber Anfeuerungen für die Hamburgerinnen gab es trotzdem keine.

Schließlich mangelte es nicht nur an fehlender Motivation von den Rängen aus, sondern auch an der konditionellen Beschaffenheit der HSV-Spielerinnen. Über lange Strecken in der zweiten Halbzeit zeigten die Münchnerinnen ihre spielerische Überlegenheit durch gelungenes Passspiel in den eigenen Reihen, näherten sich bedrohlich dem Gehäuse von HSV-Torfrau Claudia von Lanken und spielten die Blöcke der Hamburgerinnen mürbe.

Es kam, was viele ahnten. Die frisch aufgestiegenen Hanseatinnen brachen ein und kassierten innerhalb von zehn Minuten vier Gegentore gegen die mit zahlreichen Nationalspielerinnen gespickte Bayern-Elf. „Vor allem läuferisch ist der Unterschied zwischen Bundesliga und Regionalliga enorm“, analysierte Pfennig.

Um erste Punkte in der Bundesliga zu ergattern, möchte Pfennig, trotz des Amteurstatus seiner Spielerinnen, den „Trainingsaufwand steigern“. Sonst, so der Trainer, „gibt es weitere solche Klatschen.“ Den Hamburger Bayern in ihren großen Autos, dürfte das egal sein.

Oke Göttlich