Schlagkräftig

■ Boxen und Theater: „Fast Hands“ überzeugt durch Text und Setting

Theaterstücke, die sich mit Boxsport befassen, sollten grundsätzlich im Ring stattfinden, Pferdeopern auf der Rennbahn, und bei Nils Holgersson verteilt sich das Publikum bitte auf Gänserücken. Fast Hands gehört zur erstgenannten Kategorie und kam am Freitag unter der Regie von Axel Schneider in der Trainingshalle von Univer-sum Box-Promotion zur europäischen Uraufführung.

Dort steht alles im Zeichen des Boxens: Die Wände sind gepflas-tert von Plakaten unserer heutigen Helden, den Weg zur Toilette säumen Sandsäcke. Auf der Tribüne und der Randbestuhlung um den Ring sitzt das Publikum und blickt gebannt – größtenteils vermutlich erstmalig – auf echte Boxer beim Trainingskampf. Zwischendrin gibt Hans-Jörg Frey als gealterter Trainer Ike Mellis in einem zweitklassigen Studio seinen Jungs die Flasche und gute Ratschläge. Erst mit dem Auftauchen von Tony Whitaker kommt die Geschichte in Gang. Matthias Pantel hat sich in den letzten drei Monaten einen hübschen Mittelschwergewichtskörper zugelegt und geht vollkommen überzeugend in seiner Rolle als Boxer mit Herz auf.

Dass Ike seinen Schützling Tony im Verlauf als Champ aufbaut, der seine Gegner in Sekundenschnelle k.o. haut, macht besonders Fungio Puglio wütend. Diesen klassischen italienischen Mafioso mit Zopf und Nadelstreifen spielt Frank Felicetti herrlich cholerisch, aber auch mit einer Dosis Eros Ramazotti.

Die drei Darsteller schöpfen den doppeldeutigen Wortwitz des Stü-ckes voll aus, so dass neben dem sportlichen Aspekt auch die Männerbeziehungen richtig zur Geltung kommen. Axel Schneider schafft mit dieser Produktion eine gelungene Verbindung von Text und Setting und damit auch ein ungewöhnliches Publikum ins Theater – wie etwa ein angetaner Vasili Klitschko beweist.

Liv Heidbüchel

weitere Vorstellungen: 11.–14. 10., Universum-Gym, Walddörfer Str. 332; 25.–28.10., Zur Ritze, Reeperbahn 142, jeweils 20 Uhr