Absturz bleibt Rätsel

Weiter ist unklar, weshalb ein Passagierflugzeug über dem Schwarzen Meer explodierte. Fremdteile können auf Raketenabschuss hinweisen

SOTSCHI/KIEW afp ■ Der Absturz eines russischen Passagierflugzeugs mit bis zu 78 Menschen an Bord gibt den Ermittlern weiter Rätsel auf. Zur Klärung der Unglücksursache trafen gestern rund 20 israelische Experten im südrussischen Badeort Sotschi ein. Suchmannschaften fanden am Samstag an der Absturzstelle „fremde Objekte“, die nicht zur verunglückten Tupolew 154 gehörten, sagte der Chef der russischen Untersuchungskommission, Innenminister Wladimir Ruschailo. Dies nährte Spekulationen über einen Terroranschlag oder einen versehentlichen Abschuss durch eine bei einem Manöver abgefeuerte ukrainische Rakete. Der ukrainische Präsident Leonid Kutschma schloss einen Manöverunfall aus. Dagegen hatte Regierungschef Anatoli Kinach am Freitag diese Hypothese nicht grundsätzlich verneint.

Die israelischen Experten wollten den russischen Suchmannschaften bei der Bergung von Leichen und Trümmern der Maschine helfen. Auch die Ukraine schickt russischen Angaben zufolge eine Armeedelegation, die heute in Sotschi ankommen soll. Die an der Unglücksstelle im Schwarzen Meer gefundenen Gegenstände würden analysiert, sagte Ruschailo. Was genau entdeckt wurde, wollte er zunächst nicht sagen.

Bis gestern nachmittag wurden 15 Leichen geborgen, acht von ihnen wurden identifiziert. Gerüchte über mögliche Schusswunden der Opfer wollte Ruschailo zunächst nicht bestätigen. Mehrere der Leichen trügen allerdings Verletzungen, die Gerichtsmediziner derzeit begutachten.

Die Bergungsarbeiten an der Unglückstelle im Schwarzen Meer wurden am Wochenende fortgesetzt. Ein Spezialboot der Firma Gasprom könne mit seiner Ausrüstung in 2500 Metern Tiefe nach den Flugschreibern suchen, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax. Von der Auswertung der Flugdatenschreiber und Stimmenrekorder erhofften sich die Untersuchenden Aufschluss über die Unglücksursache.

Die Tupolew der Fluggesellschaft Sibir war am Donnerstag auf dem Weg von Tel Aviv ins sibirische Nowosibirsk nach einer Explosion ins Schwarze Meer gestürzt. Keiner der Insassen überlebte den Absturz. Die meisten Passagiere waren Israelis, viele von ihnen Einwanderer aus Russland, die ihre frühere Heimat besuchen wollten. Angehörige der Opfer wurden am Nachmittag an Bord eines Charterflugzeugs in Sotschi erwartet. Sie wollten am Montag aufs Meer hinausfahren, um an der Absturzstelle der Opfer zu gedenken.