Der Krieg beginnt

Die USA beschießen Afghanistan mit Marschflugkörpern. US-Präsident George W. Bush rechtfertigt den Angriff mit der widerspenstigen Haltung des Taliban-Regimes. Ussama Bin Laden ruft „heiligen Krieg“ aus

BERLIN taz/ap/rtr/dpa ■ Die USA haben gestern Abend mit Unterstützung Großbritanniens mit der Bombardierung von Militäreinrichtungen des Taliban-Regimes in Afghanistan begonnen. Die Angriffe bereiteten den Weg für die längerfristige Sicherung der Gerechtigkeit, erklärte US-Präsident Bush. Er wies darauf hin, dass Australien, Kanada, Frankreich und Deutschland die Aktion unterstützen und über 40 Länder der „Allianz gegen den Terror“ beigetreten sind.

Bush sagte in seiner Fernsehansprache, die USA seien bereit, den kollektiven Willen der Welt zu erfüllen. Das Taliban-Regime habe keine der Forderungen erfüllt. Afghanistan sei immer noch ein Zentrum und Fluchtpunkt für Terroristen. Bush betonte zugleich, das amerikanische Volk sei ein Freund des afghanischen Volks. Er verwies auf Hilfslieferungen an die Not leidende Bevölkerung.

Die Angriffe wurden mit Marschflugkörpern von britischen und US-amerikanischen Kriegsschiffen aus auf mindestens sechs Städte Afghanistans durchgeführt. Augenzeugen berichteten von Einschlägen in Kabul, Dschalalabad und Kandahar. In Kandahar fiel das Kontrollzentrum des Flughafens aus. In Kabul galt ein Angriff dem Verteidigungsministerium der Taliban. In der Stadt fiel zeitweise der Strom aus. Die Attacke erfolgte in mehreren Wellen.

Der mutmaßliche Terrorführer Ussama Bin Laden rief in einer offenbar vorbereiteten Videoaufnahme zum Heiligen Krieg auf. „Der Krieg gegen Afghanistan und gegen Ossama Bin Laden ist ein Krieg gegen den Islam“, sagte er: „Der heilige Krieg gegen die Juden und Christen hat begonnen.“ Die Terroranschläge in den USA nannte er „einen natürlichen Vorfall“ , begangen von einer „muslimischen Avantgarde“. Die Taliban verurteilten den US-Angriff als einen „terroristischen Akt“. Dies sei eine Aktion gegen ein unschuldiges Land, sagte der Taliban-Botschafter in Pakistan.

Die Nato ist nicht in die Militärschläge eingebunden. „Dies ist eine Aktion der USA“, hieß es. Das Bündnis sei „ein wenig im Voraus“ informiert worden. Die USA und Großbritannien hatten neben Kanzler Schröder und Frankreichs Präsident Chirac auch Russlands Präsidenten Putin vorab informiert. Chirrac sagte, Frankreich werde sich in wenigen Tagen direkt an der Militäraktion beteiligen. KLH

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