Mädchen auf den Bau

■ Die Broschüre „Mädchen können alles werden“, soll Schülerinnen unterstützen, Berufe entgegen festgefahrener Rollenklischees zu erlernen

„Was soll aus dem Mädchen nur werden?“ Eine Antwort bietet die gestern im Museum für Arbeit vorgestellte Broschüre „Mädchen können alles“.

Zum besseren Verständnis gab die „Theatergruppe Spontan“ zu Beginn eine Probe ihres Könnens. Handlung des kurzen Einakters: Zwei Mädchen unterhalten sich über ihre Berufswünsche. Die eine will Kapitänin werden, die andere Maurerin. Die Einwände der Eltern reichen von der Feststellung, dass Maurer Bier trinken, bis zur Warnung, dass Frauen auf Schiffen Unglück bringen. Die Mädchen lassen sich nicht beirren, absolvieren Praktika auf einem Containerschiff und auf dem Bau, um ihre Eltern von der Berufswahl zu überzeugen.

Etwas realistischer beschäftigt sich die Broschüre, herausgegeben vom Forum Berufswahl, mit dem Thema der beruflichen Zukunft von Mädchen. In Männerdomänen erfolgreiche Frauen und neue Berufe werden vorgestellt. Hinzu kommen nützliche Tipps und Adressen.

Als „ein gutes Produkt, ein schönes Produkt“, bezeichnete Dr. Alfred Lumpe, Projektleiter des Forums Berufswahl für Mädchen, das 55 Seiten starke, ringgebundene Werk. Mit dieser Broschüre sollen insbesondere Mädchen ab dem zwölften Lebensjahr auf das Thema Berufswahl aufmerksam gemacht und ermutigt werden, auch ungewöhnliche Wege zu gehen.

Ute Pape, Senatorin für Schule, Jugend und Berufsbildung wies darauf hin, dass obwohl Schülerinnen im Durchschnitt bessere Abschlussergebnisse als ihre männlichen Mitschüler erzielten, Mädchen sich immer noch auf ein unnötig enges Spektrum von Berufen konzentrierten. So falle es ihnen beispielsweise immer noch schwer sich für einen naturwissenschaftlichen oder technischen Beruf zu entscheiden. Verantwortlich seien dafür oft die Eltern, die trotz guter Schulleistungen ihrer Töchter in Mathematik und den technischen Fächern, nicht motivieren, einen Beruf nach ihren Begabungen zu erlernen. Deswegen sei es zu begrüßen, dass sich die Broschüre an Eltern und Mädchen gleichermaßen wende.

„Ich habe eine Vision. Eine Vision, dass es keine Männer- und Frauenberufe mehr gibt“, und „Wandeln sie nicht in den Fußstapfen ihrer Eltern“, rief Rolf Steil, Direktor des Arbeitsamtes Hamburg den Schülerinnen der Max-Brauer-Schule zu, die stellvertretend für alle Hamburger Schülerinnen der sechsten Klassen die Broschüre in Empfang nahmen.

Vanessa, Yvonne und Mandy, wollen, Steils Visionen zum Trotz, alle Grafikerin werden. Lediglich Christine gibt als Berufsziel Tischlerin an. „Tischlerin? Das wusste ich ja gar nicht“, fragt Vanessa etwas verdutzt nach. „Doch, doch“, versichert Christine ihrer Freundin. Ein erster Erfolg gegen den Mainstream.

Die Broschüre ist über das Schul-informationstentrum (SIZ), Hamburgerstr. 35 und demnächst in den Arbeitsämtern erhältlich. psh