Einzigartige Stromnatur

■ Mit der Barkasse einmal rund um Wilhelmsburg: Umweltverband GÖP stellt Elbauen-Projekt vor

Der Gegensatz ist krass, aber nicht krass genug: Zur Linken ein hoher Deich, eintönig mit kurzem Gras bedeckt. Zur Rechten so etwas wie hohes Gras, Buschwerk, Bäume, Röhricht. Der Deich liegt auf dieser Seite weiter im Landesinneren. Das schafft Platz für eine einzigartige Natur: Süßwassertide-Auen, wie es sie europaweit nur in Hamburg und elbabwärts gibt.

Wie die taz hamburg bereits berichtete, hat sich die Gesellschaft für Ökologische Planung (GÖP), ein anerkannter Naturschutzverband, vorgenommen, diese Auen zu bewahren und zu entwickeln. Mitarbeiter der GÖP erläuterten das Projekt, das mit Hilfe der HEW-Umweltstiftung zustande gekommen ist, jetzt vor Ort.

Während die Barkasse die Norderelbe hinauftuckert, weist GÖP-Geschäftsführer Kai Schmille auf die Schätze des Stromspaltungsgebiets hin: den Fischreichtum der Hafenbecken, das ehemalige Wasserwerk in Kaltehofe mit seinen märchenhaften Pumpenhäuschen und seiner großen Artenvielfalt, Hamburgs einzige Kormoran-Kolonie am Autobahndreieck Hamburg-Südost. Das „Gras“ an der Böschung ist die weltweit einzigartige Wiebelschmiele.

Die GÖP hat sich Schmille zufolge drei Dinge vorgenommen: Erstens will sie vorhandene Schutzgebiete wie die Rhee, das Heuckenlock oder Schweenssand renaturieren und pflegen. Die Naturschützer reißen alte Fundamente ab, entfernen Bootsrutschen oder mähen Wiesen, so dass etwa die seltene Schachbrettblume weiterhin gedeihen kann.

Zweitens versuchen sie, der Natur mehr Raum zu schaffen. Zum einen durch das Rückverlegen von Deichen, wozu die GÖP Vorschläge macht. Zum anderen durch das Erzeugen von Trittsteinen, die die Ökosysteme im Süßwasser-Tidebereich zwischen Glückstadt und Geesthacht vernetzen. Schon ein Holzbalken an einer Spundwand, auf dem sich kleine Lebewesen ansiedeln können, hilft hier weiter. „Auch Verbesserungen an Stellen, wo man den ökologischen Wert als gering einschätzen würde, haben Sinn“, sagt Schmille.

Schließlich wollen die Naturschützer das letzte Außendeich-Bauernhaus Hamburgs, die Wasserburg im Heuckenlock, zu einem Elbauen-Informationszentrum ausbauen. Zwar ist vor einigen Monaten der Dachstuhl des Gehöfts abgebrannt. Das Elbauen-Zentrum kann aber dennoch eingerichtet werden. Gernot Knödler