dieser verdammte krieg (1)
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Ab sofort lesen Sie hier das taz-Kriegstagebuch, geführt u. a. von Roger Willemsen und zum Auftakt von WIGLAF DROSTE.

Strike One: Bombenregen

mit grünem Segen

Ob Henryk Broder gerade vor dem Fernsehschirm sitzt, CNN kuckt und eine Beckerfaust macht? Bevor er kürzlich nach New York flog, schrieb er in einer E-Mail von der „Versuchung“, mir wegen meiner Texte in der taz „die Fresse zu polieren“. Das betrübliche Selbstverletzungsbegehren eines älteren kleineren Herrn konnte ich nur abschlägig bescheiden, doch lernte ich auch von Broder: Zivilisation bedeutet, freudig jede Gelegenheit zu ergreifen, eventuell vorhandene ungeliebte Ansätze von Zivilisiertheit billig loszuwerden.

George W. Bush, noch so ein aggressiver Zwerg, behauptet: „In diesem Konflikt gibt es keinen neutralen Boden.“ Darin ist exakt soviel Wahrheit wie im Rest seiner Kriegsrede. Tony Blair ist begeistert dabei, und dessen Kopist Gerhard Schröder sucht sein Heil ebenfalls im großen Wir-alle. Im Millionenchor der Verblödeten „Wir!“ schreien und uninformiert den Uniformierten hinterherlaufen und -jubeln ist nicht nur ein Indiz für Zivilisiertheit, sondern auch für persönlichen Mut.

Man muß aber kein Mitglied oder Wähler der SPD sein, um sich von würdelosen, öligen Aufsteigern repräsentiert zu sehen. Grün sein oder wählen reicht längst völlig aus. Die Grünen Roth und Kuhn feiern „Zielgenauigkeit und Verhältnismäßigkeit“ des Militäreinsatzes; Rezzo Schlauch, vor kurzem noch für die Bunte halbnackt im Waldsee posierend, wird rhetorisch und findet den Begriff Krieg hier „nicht angemessen“. Wer diesen Grünen ein Mandat gibt, ist sogar noch dümmer, als Otto Schilys deutsche Polizei erlaubt, und die erlaubt nicht mehr viel.

WIGLAF DROSTE