Terrorspuren im Export

■ Maue Stimmung auf dem Außenwirtschaftstag / Hoffnung auf Mittel- und Osteuropa

Noch sind die Zahlen nicht vorhanden – aber eins ist jetzt schon sicher: Der 11. September 2001 wird Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsplätze in Deutschland – und damit auch in Bremen – haben. Das wurde auf dem 4. Deutschen Außenwirtschaftstag deutlich, der ges-tern im Congress Centrum eröffnet wurde.

600 Bosse aus der Wirtschaft waren gekommen, um für 600 Mark Eintrittsgeld pro Nase Kontakte zu knüpfen und Geschäfte anzubahnen. Aber die Stimmung ist mau – vor allem in der exportabhängigen und für Bremen so wichtigen Logistikbranche. „Wir spüren, dass es im Moment nicht so brummt“, meint Sandra Brünings vom Paketverschicker TNT.

„Für dieses Jahr sind wir noch relativ zuversichtlich“, sagte Anton F. Börner, Chef des Bundesverbands des Deutschen Groß- und Außenhandels. Trotz Terror auf die USA und Angriffen auf Afghanistan erwartet er 2001 einen Anstieg der deutschen Exporte um acht Prozent – nach einem Plus von sagenhaften 19,5 Prozent auf über eine Billion Mark im Jahr 2000. „Für das nächste Jahr sehe ich zwar nicht schwarz, aber es wird nur noch eine Zunahme um fünf bis sechs Prozent geben“, erklärte Börner. Für die USA erwarten die deutschen Exporteure trotz drohender Rezession erst „ab dem zweiten Quartal 2002 wieder Wachstum.“

Zum Glück gibt es für die deutschen Exporteure ja noch die boomenden Demokratien in Mittel- und Osteuropa – die so genannten MOE-Länder waren dieses Jahr Partnerregion des Außenwirtschaftstags. Nicht ohne Grund: Die deutschen Exporte in die Region haben sich seit 1995 auf 119 Milliarden Mark fast verdoppelt. Schon jetzt sind die zehn Staaten aus Mittel- und Osteuropa – auch für Bremen – ein fast genauso wichtiger Handelspartner wie die USA – sie haben jeweils rund zehn Prozent Anteil am Exportvolumen. Das gilt auch für Bremen. Dabei ist die Stadt insgesamt verwundbarer als der Rest Deutschlands. „Die bremische Industrie exportierte im vergangenen Jahr die Hälfte ihres Umsatzes“, betonte Wirtschaftssenator Josef Hattig. Im deutschen Durchschnitt liegt diese Exportquote nur bei 36 Prozent. Also dürften auch Einbrüche bei den Ausfuhren den Stadtstaat stärker betreffen als den Rest Deutschlands. Dazu lässt sich – mangels vorliegender Zahlen – derzeit jedoch wenig Konkretes aus den Bossen herausquetschen.

Die Globalisierung wird–s schon richten. Sie ist für das Wachstum der Bosse verantwortlich. Dass sie etwas mit den Terroraktionen zu tun haben könnte, war auf dem Außenwirtschaftstag nicht zu hören. ksc