Andere Bin Ladens

An renommierten US-Unis erforschen Wissenschaftler den Islam – mit Stipendien der Familie Ussama Bin Ladens

BERLIN taz ■ Islamwissenschaftler gehören derzeit zu einer gefragten Zunft. In den USA allerdings ist ein Teil von ihnen in eine prekäre Situation geraten: Ussama Bin Ladens saudische Familie hat mehreren Top-Unis üppige Spenden überreicht – um Kultur und Recht der Muslime erforschen zu lassen.

Die Harvard-Universität hat jetzt reagiert. Sie zeigt die Namen der Bin-Laden-Stipendiaten nicht mehr auf ihrer Homepage – aus Vorsicht. Die drei Fellows der Law School seien nach den Anschlägen sehr beunruhigt, sagte Frank Vogel der New York Times. Vogel leitet die Studien des Islamischen Rechts. Er hält große Stücke sowohl auf seine Stipendiaten als auch auf die Bin-Laden-Familie: Die Geschwister „sind bekannt als Spender von hoher Bildung und ehrenvollen Prinzipien“, sagt er.

Harvard hat zwei Millionen Dollar von der Bin-Laden-Familie erhalten; sie wurden angelegt und finanzieren nun Forschungen in Recht und Kunst. Die Tufts-Uni bezahlt mit 300.000-Bin-Laden-Dollars Sprachkurse. Auch die Oxford-Universität hat bereits Mitte der 90er-Jahre eine Spende von 150.000 Dollar erhalten. Sie erforscht damit religiöse und politische Aspekte des Islam – inklusive der Rolle des Bin-Laden-Sohnes Ussama.

Die Bin Ladens haben ihren ebenso fanatischen wie charismatischen Sprössling verstoßen. Das hat ihn nicht daran gehindert, den „heiligen Krieg“ weiter zu organisieren und finanzieren. Angeblich gibt es keine Kontakte mehr; Kenner der Familie vermuten aber, dass Ussama finanziell weiter von seiner weitläufigen Verwandtschaft profitiert.

Für die US-Unis waren die gekappten Familienbande der Grund, die Großzügigkeit der Bin Ladens anzunehmen. Wenn aber Verbindungen zwischen dem Terror des Sohnes und der Familie auftauchten, so ein Harvard-Sprecher, „dann wäre das eine ganz andere Sache“. cif