unterm strich
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Wenn die Wirklichkeit von Hollywood abschreibt, dann darf Hollywood ja wohl erst recht von der abgeschriebenen Wirklichkeit abschreiben, woran der gute alte Jean Baudrillard wahrscheinlich seine helle Freude haben wird. Die Toten sind noch nicht unter der Erde, da will der amerikanische Filmregisseur Oliver Stone prompt einen Thriller zum Thema Terrorismus drehen. „Das wäre ein faszinierendes Projekt, das die Menschen fesseln würde“, zitierte der Internetdienst „pagesix.com“ den Regisseur, der sich in der Vergangenheit mit Filmen über den Vietnamkrieg („Platoon“, 1986), die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy im Jahre 1963 („JFK“, 1991) oder zwei Serienkiller („Natural Born Killers“, 1994) vor allem für die inhärente Gewalt der amerikanischen Gesellschaft interessierte. Das Hollywoodstudio Universal Pictures macht Stone allerdings wenig Hoffnungen. Es sei jetzt „zehn Mal schwerer“, derartige Storys auf die Leinwand zu bringen, hieß es.

Den absoluten Overkill in Sachen Imitation, Repräsentation und Simulation scheint derzeit allerdings der amerikanische Geheimdienst zu erleben. So geheim, dass es prompt vom Branchenblatt Variety gemeldet wurde, informierte sich der CIA bei Hollywood-Regisseuren über den Umgang mit terroristischen Attentaten. So soll es in der vergangenen Woche an der University of Southern Columbia eine Diskussionsrunde aus Film- und Armeevertretern gegeben haben. Mit dabei waren unter anderem „Die hard“-Drehbuchschreiber Steven De Souza, „Delta Force One“-Regisseur Joseph Zito und Randal Kleiser, der „Grease“ gedreht hat, einen Film, in dem abgesehen von den Faltenröcken und schrecklichen Riemensandalen von Olivia Newton-John doch eigentlich wenig Terroristisches steckt. Die Unterhaltungsindustrie, so Variety, könne der Armee durchaus dabei behilflich sein, terroristische Abläufe zu verstehen und darauf zu reagieren. Indem die Spezialeinheiten demnächst mit sexy Bruce-Willis-Unterhemden ausgerüstet werden?

Der syrische Autor Nizar Nayouf erhält den mit 10.000 Mark dotierten Medienpreis für verfolgte Schriftsteller. Die Auszeichnung wird dem 39-Jährigen morgen auf der Frankfurter Buchmesse für seinen „mutigen Kampf um die Freiheit des Wortes“ verliehen. Nayouf war wegen seiner regierungskritischen Haltung neun Jahre in Syrien inhaftiert gewesen und dabei mehrfach gefoltert worden. Seit Mai lebt er in Frankreich, wo er medizinisch behandelt wird. Der Preis wird von der Wochenzeitung zusammen mit der Organisation „Writers in Prison“ vergeben.