dieser verdammte krieg (2)
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WIGLAF DROSTE führt heute das taz-Kriegstagebuch.

Strike two: Journalismus, eine Zangenbewegung

Der Krieg befördert den Kitsch ganz ungemein. Journalisten dürfen wie Soldaten reden, und das tun sie gern. Im halb steifen, verschwitzten Ton schwärmen sie davon, dass „die Angriffswelle rollt“, dass Piloten „ihr Leben riskieren“ und ihre „Einsätze den Opfern von New York widmen“. Sie sind das Jubelbataillon der Militärs, das begeistert den uniformierten Jargon kultiviert.

Ulrich Wickert bewies ein bisschen Klugheit und leider gar keinen Mut. Nachdem er schon in der ARD eine Demutadresse abgesetzt hatte, krabbelte er tief in die Bild am Sonntag hinein – obwohl Bild die Kampagne gegen ihn angezettelt hatte. Doch Wickert bedankte sich brav für die erhaltene Abmahnung. Es hatte die perverse Ästhetik des Schauprozesses: Anklagevertreter und Richter sind identisch, der zuvor gebrochene Angeklagte unterwirft sich. Dabei liegt Wickerts Vergleich zwischen George W. Bush und Ussama Bin Laden nahe: So werden die beiden medial präsentiert, als Chefgladiatoren im großen Weltenkampf zwischen Gut und Böse. Im direkten Videovergleich machte Bush eine schwache Figur: Zwangsmarkig dröhnte er seine Botschaft an die Welt in sie hinein. Bin Laden wirkt dagegen entspannt, wie ein knuffiges Maskottchen des internationalen Terrorismus.

Franz Josef Wagner, Blut- und Samendichter der Bild, lässt den Fantasien einer freien Welt freien Lauf: „Stellen Sie sich vor, Sie müssten verdursten“, befiehlt er Bin Laden. „Ich bin für unsere Intervention in Afghanistan, denn sie wird Gutes bewirken“, gargelt Wagner. Ich zählte die Lügen in diesem Satz und hörte auf, als ich bei sechs angekommen war.