Pyrrhussieg für Kernkraft

■ Atommülltransport rollt zur Wiederaufarbeitung nach La Hague durch Norddeutschland und wird fünfmal aufgehalten

Unter massivem Polizeischutz sind in der Nacht zum Mittwoch zwei Atommülltransporte durch Norddeutschland gerollt. Dabei ist es Atomkraft-GegnerInnen jedoch fünfmal gelungen, den Transport aufzuhalten. Die Anti-Atom-Kampagne X-tausendmal quer sah damit ihr Ziel erreicht, „die Geheimhaltung rund um die Atommüll-Züge zu durchbrechen und den Skandal der weiter ungelösten Entsorgung von Atommüll öffentlich zu machen“. Die Züge waren mit zwei Behältern aus dem Atomkraftwerk Brunsbüttel und drei Behältern aus Stade auf dem Weg zur Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) La Hague. Bei Koblenz sollten zwei weitere Container aus Mülheim-Kärlich hinzukommen.

Gleich nach dem Start war der Zug aus Brunsbüttel von Umweltschützern kurzzeitig gestoppt worden. Mehrere Mitglieder der Umweltorganisation Greenpeace hatten sich rund 800 Meter hinter den Werkstoren auf die Gleise gelegt. Andere Greenpeace-Aktivisten waren auf eine Brücke geklettert und hatten sich über die Gleise gehängt. Dabei entrollten sie Plakate mit der Aufschrift „Keine Atomtransporte“.

In der derzeitig angespannten Weltlage sei es ein doppeltes Risiko, einen Konvoi mit vollbeladenen Atommüllbehältern ungeschützt quer durch das Land zu schicken, kritisierte Greenpeace-Sprecher Veit Bürger. Die Transportbehälter seien bei Terroranschlägen nicht sicher.

In Stade gab es beim Start des Transports keine Zwischenfälle. Dafür musste der Zug aus Brunsbüttel nach Angaben von X-tausendmal quer in Eidelstedt kurz anhalten, weil AtomkraftgegnerInnen die Strecke blockiert hatten.

Auch bei Buchholz in der Nordheide versuchten DemonstrantInnen, den Atommülltransport aufzuhalten. Dort trug die Polizei drei AtomkraftgegnerInnen weg. Etwa 30 Menschen seien von der Polizei abgedrängt worden. Der Transport habe 20 Minuten lang nicht weiterfahren können, sagte Greenpeace-Sprecher Bürger.

Eine weiteres Mal anhalten mu-sste der Zug in Kirchweyhe bei Bremen. Nach Angaben des Bremer Anti-Atom-Forums hatten 30 Castor-GegnerInnen die Schienen besetzt. Der Transport rollte anschließend weiter gen Frankreich.

X-tausendmal quer hofft, mit den Blockaden dem Ende der Transporte näher gekommen zu sein. Von 91 Behältern, die in diesem Jahr in die WAAs nach Frankreich und England gebracht werden sollen, seien erst 39 auf den Weg gebracht worden. Dass der Rest wie geplant bewältigt werden könne, sei wegen des hohen Polizei-Aufwands „völig undenkbar“. lno/taz